Für Urbanophil war Marc Alternburg Teilnehmer des Makeathons des Fraunhofer IAO in Stuttgart und berichtet von seinen Eindrücken.

Foto: Ludmilla Parsyak / © Fraunhofer IAO

Foto: Ludmilla Parsyak / © Fraunhofer IAO

Am 27. und 28. September fand in Stuttgart die Morgenstadt-Werkstatt statt, zu der sich Vertreter der Morgenstatt Initiative des Fraunhofer IAO zusammenfanden. Die Morgenstadt Initiative ist ein Verbundvorhaben, welches der Frage nachgeht, wie die Stadt von morgen aussieht, welche Technologien relevant sein werden und wie wir in dieser Stadt der Zukunft leben und arbeiten werden.

Parallel zur Morgenstadt Werkstadt fand ein Smart City Makeathon statt. Eng verbunden mit dem Thema der Stadt der Zukunft ist das Leitbild der Smart City. Im Rahmen des Makeathons sollten Lösungen gesucht und entwickelt werden, die aktuelle Problemlagen und zukünftige Herausforderungen der Städte mit den heutigen technischen Möglichkeiten angehen – in diesem Sinne also smarte Lösungen entwickeln. Dabei sollten innerhalb von zwei Tagen – so die Idee eines Makeathons – die potentiellen Lösungsansätze nicht nur erdacht und konzipiert, sondern auch in Form eines Prototypens umgesetzt werden. Die Projektideen standen im Vorfeld fest: Interessierte Teilnehmer konnten in einer Pitching Session ihre Idee für eine zu lösende Problemlage vorstellen. Im Anschluss fanden sich die Teilnehmer in Gruppen zusammen, um an den vorgeschlagenen Ideen zu arbeiten.

Insgesamt wurden zehn unterschiedliche Ideen in der Pitching Session präsentiert. Rund 40 Teilnehmer waren anwesend, um sich in Gruppen zusammen zu finden. Es blieben dann schließlich sechs Ideen und Gruppen über, in denen weitergearbeitet wurde.

Am ersten Tag wurde vor allem an einem gemeinsamen Verständnis der jeweiligen Idee und dessen Problemstellungen gearbeitet. Diese deckten vielfältige Handlungsfelder ab: Von  kollaborativem Mobilitätsmanagement über Strategien zur Flächeneinsparung bei Beerdigungen, der Sicherheit bei Großevents und einem verbesserten Bürgerservice bis hin zu neuartigen Partizipationsmodellen bei Stadtentwicklungsprojekten. Bei den meisten der vorgestellten Projekte war  das Ziel, eine entsprechende App zu entwickeln, die eine Lösung zur definierten Problemstellung anbot. Nachdem die Gruppen ein gemeinsames Verständnis gefunden hatten, widmeten sie sich der weiteren konzeptionellen Ausarbeitung der jeweiligen Idee.

Am zweiten Tag ging es dann darum, das entwickelte Konzept in einem Prototyp umzusetzen und eine geeignete Präsentationsform zu finden, um den Prototypen erfolgsversprechend zu „verkaufen“. Schließlich war bei der Abschlusspräsentation eine Jury zugegen, die die Prototypen wie auch die Präsentation bewertete und Preise verteilte. So wurde es für die meisten Gruppen ein auf- und anregender zweiter Tag, um bis zur Abschlusspräsentation den „Unique Selling Point“ ihres Prototypen auf den Punkt zu bringen.

Foto: Ludmilla Parsyak / © Fraunhofer IAO

Foto: Ludmilla Parsyak / © Fraunhofer IAO

Bei der Abschlusspräsentation wurden die Prototypen in kleinen Performances präsentiert. Die Gruppe („Mitfahr|DE|zentrale“), die eine App (bzw. deren Prototypen) zum spontanen Mitfahren entwickelte – quasi ein Trampen 2.0 -, kombinierte sachliche Informationen zum Mehrwert ihrer App auf Plakaten mit einem kleinen Theaterstück und Videoeinspielungen, die die Funktionsweise des Systems visuell veranschaulichten. Auch die anderen Gruppen präsentierten ihre Prototypen in kleinen Performances. Das Team, das den Bürgerservice 2.0 entwickeln wollte, zeigte die Problematik des Wohnungsumzuges und zeitlichen Aufwandes von bürokratischen Vorgängen aus Sicht eines Studenten und stellte eine App vor, die die Anzahl der Behördengänge sowie den Verwaltungsaufwand um ein vielfaches reduziert reduzieren soll. Die Gruppe („Future Graveyards“), die sich mit der Flächeneinsparung bei Beerdigungen beschäftigte, stellte Varianten vor wie eine „digitale Bestattung“ aussehen könnte und entwickelte auch hierfür eine entsprechende App, die den „analogen“ Grabstein ersetzt. Die Probleme, die bei Großevents aus Sicht der Sicherheits- und Rettungskräfte auftreten können, wurden ebenfalls in einer Theaterperformance gezeigt und dargestellt, wie eine neue App, die die Besucher des Großevents nutzen, zur effektiveren Arbeit der Rettungskräfte beitragen kann (Gruppe „Sicherheit auf Veranstaltungen“). Bisherige Online-Partizipationsmodelle setzen zwar bereits auf die Interaktion mit den Bürgern, dies allerdings meist in Textform. Wie können also neue Technologien wie die Augmented und Virtual Reality dazu beitragen, dass Bürger anschaulicher und mit mehr Spaß an Stadtentwicklungsvorhaben partizipieren können? Auch diese Gruppe zeigte ihren Prototypen in einer Performance, die die Unterschiede zwischen bisherigen und zu erwartenden Partizipationsprozessen deutlich machte. Eine letzte Gruppe („werkmatch.org“) beschäftigte sich mit neuen Nutzungstypen in der Stadt, die von der sogenannten Maker Culture angetrieben werden, und entwickelte hierfür eine Plattform, die Interessenten dieser neuen Nutzungen mit den jeweiligen Orten zusammenbringt.

In drei verschiedenen Kategorien wurde schließlich Preise vergeben. Zwei Gewinner fanden sich in der Kategorie des besten Prototypen: „Sicherheit auf Veranstaltungen“ und die „Mitfahr|DE|zentrale“. Einen Preis für beste Problemlösung für die Stadtgesellschaft gewann „werkmatch.org“. Als innovativstes Konzept wurde die Gruppe „Future Graveyards“ geehrt.

Deutlich machte der Makeathon, dass Ideen, die eine Stadt „smarter“ machen, nicht nur Ideen bleiben müssen, sondern in kollaborativen Formaten auch schnell in erste Prototypen umgesetzt werden können. Hilfreich bei der Entwicklung der Prototypen war zudem das Feedback von Mitarbeitern des IAO und des Sponsors MHP – A Porsche Company. Was allerdings fehlte, war ein direktes Feedback von potentiellen späteren Nutzern, eben den Bürgern oder Mitarbeitern der Verwaltung. Hier könnte man sich für zukünftige Makeathons überlegen, wie diese Stimmen mitaufzunehmen seien. So könnte man zum Beispiel für zukünftige Makeathons einen Veranstaltungsort wählen, der sich in größerer räumlicher Nähe zu späteren Nutzergruppen befindet. Zu berücksichtigen ist aber auch, dass innerhalb von zwei Tagen keine umfangreichen Marktstudien und Testläufe durchzuführen sind. Es bleibt also spannend, wie die Umsetzung der auf dem Stuttgarter Makeathon präsentierten Prototypen gegebenenfalls weiter verfolgt wird und welche weiteren Ansätze die zukünftige smarte Stadt prägen werden.