Warum sollte sich ein Architekt mit Second Life beschäftigen, wenn er damit nicht gleichzeitig die Aufgabe der Realisierung seiner Ideen eingesteht und in das Virtuelle flieht? Zu diesem Zweck veröffentlichte Archinect ein Interview mit Tor Lindstrand vor knapp einem Monat. Tor ist Gründer des größten Architekturbüros LOL in Second Life, Professor des Royal Institut of Technology in Stockholm und arbeitet mit Studenten von verschiedenen Instituten und Universitäten zusammen.

(Der unechte Koolhaas in seinem Showroom)

Die Antwort ist sowohl praktischer wie theoretischer Natur. Zum einen wird sich, nach Tor, die Architektur und das Erscheinungsbild des Internets in Zukunft (web 3.0?) stark an eine virtuelle Welt anlehenen. Es ist damit räumlicher und in einem sogar wörtlichen Sinne “architektonischer”. Als Plattform bietet Second Life aber auch die Möglichkeit soziale Strukturen und architektonische Arbeitsmethoden neu zu denken. So fügt er als Theorie hinzu, habe wohl Excel die Architektur mehr verändert als Koolhaas, Hadid und Gehry zusammen.

Wo wir bei den großen Meistern sind, gibt es, nach dem Artikel, einen Avatar in Second Life mit dem Namen Rem Koolhaas. Dieser entwirft und verkauft Gebäude in einem Showrooom, soll aber kein Marketing-Gag des echten sein.

(Auf 3D-Graffiti kann man auch sitzen)
Schön von der Idee ist auch die Arbeit von Alpar Asztalos, einem Studenten von Tor Lindstrand. Er baut 3D-Graffiti auf und an die Gebäude von Second-Life, um das Verhalten der virtuellen Besitzer zu untersuchen. In der echten Welt wäre diese Studie wohl überflüssig.