Nachmittags ging es dann stärker um technische Aspekte und Stadtplanung. Top-Down als übergreifendes Thema traf die Inhalte der Vorträge nicht wirklich, denn es wurden das Projekt Mogdy, aber auch Open-Data-initiativen und daraus resultierende Maßnahmen von Seiten der Community vorgestellt. Auch die Crowdfunding-Plattform Startnext arbeitet vielfach mit der Crowd und damit stark mit bottom-up-Prozessen.

Thomas Pfeiffer präsentiert den Offenen Haushalt München.

Thomas Pfeiffer zeigte wie anhand des Pilotprojektes Mogdy (für Munich Open Government Day), „wie eine Öffnung der Verwaltung Nutzen für Bürgerinnen und Bürger schaffen kann” (Mogdy). Das von der Community und der Verwaltung München durchgeführte Projekt war ein wichtiger Schritt in Richtung einer Open-Data-Kultur. Für die Veranstaltung kamen Bürger, Community und Politiker zusammen um Ideen zu entwicklen, zu deren Realisierung ein Programmierwettbewerb ausgelobt wurde. Aus der Diskussion und Abstimmung entwickelten sich unterschiedliche Ideen, wie etwa die Forderung „Geodaten freigeben“ oder die Entwicklung einer Münchner Fixmystreet Plattform sowie anderer mobiler Anliegenmangements. Aus diesen Entwicklungen entstand auch das Projekt Offener Haushalt München, der die Webtechnologie nutzt, um „die komplexen Daten des Haushalts zu erschließen und graphisch aufbereitet für breitere Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen“. Als beispielhafte Umsetzung wird damit Transparenz geschaffen und Möglichkeiten aufgezeigt, wie von städtischer Seite bereitgestellte Daten, durch die Community für eine bessere Information der Bürger genutzt werden können. Open-Data und deren konfliktfreie Nutzung stehen aber erst am Beginn, wie Lizenzierungsfragen etwa bei dem Projekt Open-RIS (RIS= Ratsinformationssystem) verdeutlicht. Dabei stellt sich auch die Frage, wie die der entstehende Rücklauf in den Verwaltungsablauf integriert werden kann und am Ende belastbare Ergebnisse stehen. Es wurde aber klar, dass das Potential von Open-Data erst in Ansätzen für die Verwaltungsmodernisierung genutzt wird.

Eine andere kreative Form des Einsatzes von Webtechnologien im städtischen Kontext, stellt das Projekt Nordstarter in Hamburg dar, welches als Subplattform von Startnext versucht, eine zusätzliche Form der Kulturförderung, gerade für den kreativen Nachwuchs, zu installieren. Entwickelt aus dem Projekt Startnext (www.startnext.de) zur Schwarmfinanzierung (hier erinnern wir an die von URBANOPHIL unterstütze und erfolgreiche Finanzierung des Spacemag) forciert es im weltweiten Netz interessanter Weise die Regionalisierung, wie Anna Theil sagte. Denn gerade bei lokaler Kultur spielt Ortsbezug eine wichtige Rolle. Diese Förderportale sind die „demokratischste Form der Kulturförderung, da Bürger mitentscheiden können, was an Kultur in der Stadt passiert“ und ergänzt damit die kommunalen Förderstrukturen. Interessant war in diesem Zusammenhang die Aussage von Denis Bartelt, der mit „Analog, das ist für mich das gleiche (wie digital)“ klar zeigte, dass die immer wieder betonte Unterscheidung zwischen digital und analog für ihn eigentlich obsolet ist.

Denis Bartelt und Anna Theil (links unten) von Startnext.

Der Politiker Nikolaus Gradl (SPD) hob in seinem Kommentar dann nochmal hervor, dass es wichtig ist, eine Kultur der offenen Daten zu begründen. Es ist also nicht nur eine technische, sondern auch eine kulturelle Herausforderung, die gestaltet werden muss. Konzepte wie eine eGovernment Roadmap München sind hierbei wichtige Schritte: auch schlug er vor, die Idee des Crowdfunding in München zu etablieren, um im Sinne wie von Startnext vorgestellt, neue Formen der Kulturförderung zu versuchen. Dass die Verwaltung „eher Bedenkenträger denn Pusher von Ideen und Projekten“ ist brachte er später in der Diskussion folgendermaßen auf den Punkt: “Revolution kann per Definition nicht von der Verwaltung kommen.“
Einen interessanten Einwurf, hinsichtlich des Tagungsthemas machte in der Diskussion aus dem Publikum Jens Best, als er hervorhob, dass für ihn die „Revolution im Zwischenraum schon der vor Jahren initiierte Open-Data-Stammtisch in Berlin“ war, denn hier trafen, diskutierten und tauschten sich die Vertreter der 3 Akteursgruppen (Community, Bürger und Verwaltung) konstruktiv aus, anstatt den „Netzaktivistenaufstand zu proben“.