Der Klimawandel ist in aller Munde. Wie kann man „das Unbeherrschbare vermeiden und das Unvermeidbare beherrschen“ (Schellnhuber, PIK)? Helfen weiße Farbanstriche von Dächern und Gehwegen einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten? Wird die Zukunft Berlins tatsächlich so aussehen, dass Palmen am Brandenburger Tor stehen und die Spree ein darbendes Rinnsal wird? Die Durchschnittstemperatur kann sich in den nächsten 100 Jahren laut IPCC um bis zu 6,3 Grad erwärmen. In Deutschland werden insbesondere der Süden und Südwesten sowie der Osten durch den Klimawandel beeinträchtigt werden.

Der Klimawandel wird sich also bemerkbar machen, insbesondere unsere Städte werden dadurch in vielerlei Hinsicht betroffen sein. Zum einen, weil Städte zu den größten CO2-Emittenten gehören und dieses Treibhausgas ein Grund des Anstiegs der Durchschnittstemperatur auf der Erde ist. Hier herrschen große Einsparungspotentiale auf Gebäudeebene, die auch in einer städtebaulichen Planung verankert werden könnten. Zum anderen sind Städte die Leidtragenden der Erderwärmung, denn die innerstädtischen Zonen werden sich deutlich stärker erwärmen als das Umland und das Stadtklima soll trockener werden. Einschränkungen in der Lebensqualität (bspw. durch die Erhöhung des Nutzungsdrucks auf bestehende Grünanlagen) und zusätzliche gesundheitliche Belastungen durch die Zunahme von Hitzetagen sind nur einige Folgen. Mitigation (Vermeidung) und Adaption (Anpassung) gehören somit zu den beiden großen Herausforderungen auch für Stadtplaner.

Städte sind aber weiterhin wichtig für die Abschätzungen der Folgen und Auswirkungen des Klimawandels: Weil Städte bereits wärmer sind (so genannte Wärmeinseln oder -archipele) und hier schon seit Jahren Anpassungen an diese höheren Temperaturen erfolgten, könnten sie als Modellbereiche für die Forschungen zu den Folgewirkungen der Klima-Erwärmung werden und möglicherweise bessere Voraussagen treffen als Computersimulationen.

Maßnahmen zur Minderung des Klimawandels und Anpassung an die Folgen gibt es viele: Das Leitbild der Stadt der kurzen Wege (Innenentwicklung, Nutzungsmischung, Polyzentralität), verbunden mit geeigneten Verkehrskonzepten zur Reduzierung des Individualverkehrs, energiesparender Baustruktur (günstiges Außen-Volumenverhältnis/ geeignete Ausrichtung Gebäude) und Maßnahmen zur energetischen Sanierung von Gebäuden können zum aktiven Klimaschutz beitragen. Neben der Unterstützung horizontaler und auch der vertikaler Luftströmungen (z.B. durch in der Höhe unterschiedliche Strukturen in Grünanlagen durch Bäume, Sträucher, etc. aber auch durch Änderungen im versiegelten Raum durch Dachbegrünung und unterschiedliche Gebäudehöhen) kann auch die Stärkung von Grünräumen sowie deren Erweiterung zu einem Netz von Grünflächen zur Anpassung an den Klimawandel beitragen. Eine Mischung der Leitbilder der Kompakten und der Perforierten Stadt wäre hier sicherlich wünschenswert. Aber auch das BauGB hält mit einzelnen Paragrafen zu B-Plänen, Städtebaulichen Verträgen, Stadtumbaumaßnahmen oder städtebaulichen Sanierungsgebieten einiges bereit, welches zum Klimaschutz beitragen könnte. Bereits in städtebaulichen Wettbewerben kann der Stadtplaner Einfluss nehmen. Bonusregeln zu energieeffizienter Bauweise in Entwürfen, die Festsetzung von Landschaftsplänen mit Biotopflächenfaktorenberechnung und planerische Handreichungen wie eine Stadtklimakarte (Berlin) oder Leitfäden zu „Klimaschutz und Stadt“ aus Augsburg, NRW oder Stuttgart sind weitere Maßnahmen, die den Klimaschutz in Deutschland voran treiben. Und Berlin erstellt gerade einen “Stadtentwicklungsplan” Klima. Eigentlich klingt es gar nicht so schwer!

Dass das Thema Klimawandel und Städte auch auf nationaler und globaler Ebene ein Thema ist, zeigen eine Vielzahl von Forschungsprojekten (z.B. Klimes, Megacities) Tagungen (Leipzig, Marseilles, Berlin) zu der Zukunft unserer Städte. Die Sensibilisierung und Bewusstseinsförderung der Öffentlichkeit – durch Energieagenturen auf nationaler und Landesebene, durch „Klimaschutzwochen“, den „European Energy Award“ oder der „European Green Capital Award“ für das Thema Klimaschutz – sollen für eine breitere Akzeptanz von Maßnahmen werben. Denn jeder kann eigentlich etwas für den Klimaschutz tun. Obwohl Palmen in Berlin auch keine schlechte Vorstellung wären…