Straßenbahnhaltestelle Sergio Cardell in Alicante

Die Renaissance der Straßenbahn lässt sich in vielen europäischen Städten beobachten. Ob in Paris, London, Zürich oder Hamburg, bestehende Netze werden erweitert oder gänzlich neue aufgebaut. Die Vorzüge der Straßenbahn sind vielfältig: Sie ist leise, schnell und zuverlässig, emittiert lokal keine Luftschadstoffe und kann beim Einsatz von regenerativen Energien sogar zum Zero-Emission-Verkehrsmittel werden. Durch den Einsatz von Rasengleisen kann verkehrsinduzierter Luft- und Körperschall erheblich reduziert werden und zusätzliche Regenwasserversickerungsflächen im stark versiegelten städtischen Raum entstehen. Als Oberflächenverkehrsmittel wird die Straßenbahn nicht nur von vielen Fahrgästen der U-Bahn vorgezogen, sie kann auch gestalterische Funktion übernehmen und Teil eines Stadterneuerungsprozess werden. Insbesondere in den französischen Städten wurde frühzeitig erkannt, dass Straßenbahnplanung ein Vehikel der Stadtentwicklung sein kann. So wurden Straßenbahnprojekte als Maßnahmen der innenstädtischen Revitalisierung begriffen und entsprechend gestaltet: Der Straßenraum wurde als Ganzes, also von Fassade zu Fassade begriffen, um eine möglichst gestalterisch ansprechende und funktionale Lösung zu erhalten. Sehr gelungene Beispiele sind die Linie T3 in Paris oder der Innenstadtabschnitt der Linien T1 und T2 in Montpellier.

Neben der Trassengestaltung rückt auch insbesondere die Haltestellengestaltung immer stärker in den Fokus. Zum einen, da NutzerInnen des ÖPNV einen erheblichen Teil ihrer Reisezeit mit dem Warten und Umsteigen an Haltestellen verbringen. Zum anderen, da sich mit Haltestellen auch der öffentliche Raum gestalten lässt bzw. sie Teil dessen sind. Ein sehr eindrucksvolles Beispiel dafür ist die Haltestelle “Sergio Cardell” in Alicante, die von dem Büro SUBARQUITECTURA entworfen wurde.

Straßenbahnhaltestelle Sergio Cardell in Alicante

Building the Tram stop was an opportunity to give back to the city a space that had been taken from it; transform a roundabout in a public square.

Anhand solcher Projekte wird deutlich, dass in Straßenbahnanlagen erhebliches städtebauliches Gestaltungspotential steckt. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Straßenbahnplanung nicht als reines Verkehrsprojekt aufgefasst wird, sondern als Beitrag zu Reorganisation von Verkehrsflächen mit dem Ziel der Steigerung von Lebens- und Aufenthaltsqualitäten in Hauptverkehrsstraßen.

Im Heft 6/09 des stadtverkehrs findet sich ein Artikel über die städtebauliche Integration von Straßenbahntrassen anhand von Best-Practice-Beispielen. Zum Thema Nahverkehr und Design sei darüber hinaus dieses Video von einer Präsentation von Yo Kaminagai, dem Chefdesigner der RATP Paris empfohlen. Zum Stand der Straßenbahnentwicklung in Berlin und Entwicklungsmöglichkeiten noch der Hinweis auf diese Machbarkeitsstudie der TU Berlin.