(Foto von Hans-Georg Gaul)

Ein hölzernes Gebilde überrascht den Vorbeigehenden und entlockt ihm zumindest einen kurzen Blick durch die Fenster der Galerie Program. Vor dem Betrachter baut sich eine Konstruktion scheinbar ungeordneter Bretter auf, die nicht starr zu sein scheint sondern förmlich aus dem Innenraum der Galerie hinaus wachsen will. Ein Konstrukt, welches im Freien gedacht Schutz vor Regen und Sonne bieten aber auch Ort zum Verweilen und Ausruhen, Nachdenken und Arbeiten sowie Spielwiese für Kinder sein könnte. Das Gebilde besticht durch seine Offenheit gegenüber seinem Betrachter und lädt ein, es nach Belieben zu bespielen.

Bei näherer Betrachtung fallen die bunten Farbfelder an den Wänden ins Auge, die das Brettergerüst ergänzen und es weiter wachsen lassen. Farbe lockert die sonst schlicht gehaltene Umgebung auf, die in Kommunikation zu den unter Spannung stehenden Brettern tritt. Gemeinsam bilden die beiden Elemente einen Raum im Raum und transformieren den Galerieraum in ein neu zu interpretierendes und neu zu nutzendes Ensemble aus Kunst, Raum und Architektur.

Die Installation von Jan Christensen und Hackenbroich Architekten entstand in einer acht Monate dauernden Zusammenarbeit und stellt „ein erfolgreiches Experiment an gemeinsamer Entwicklung über methodische und disziplinäre Grenzen hinaus dar.“ (Pressemitteilung) Es ist eigentlich unvorstellbar, wie man die Anordnung der einzelnen Bretter planen kann, dies wurde am Computer und auch in einem physischen Modell „erprobt“ und simuliert. Die Bretter benötigen eigentlich keine Schrauben und Drähte um diese Form zu bilden, aus Sicherheitsaspekten bediente man sich aber doch dieser Zusatzelemente, da ungeahnte Nutzungen und starke Belastungen der Oberfläche auftraten.


(Foto von Hans-Georg Gaul)

Denn das Projekt erfreut sich positiver Resonanz. So gab es bereits bei der Vernissage viele Bewunderer der Holzkonstruktion. Ausserdem wollten die beiden Architekten und der Künstler nicht nur, dass das hölzerne Gebilde aus dem Galerieraum in die dahinter liegenden Büros hineinwächst und ausufert, sondern auch, dass sich die Nutzer des Büros in die entgegengesetzte Richtung bewegen und ihren Büroraum aufweiten. Dank des W-LAN-Anschlusses wird die Büroerweiterung auch gerne angenommen. Somit verweben sich die Räume und Nutzungen, wie die Bretter der Konstruktion selbst. Das Architektur-Kunst-Ensemble bietet also vielfältigen Nutzungen einen Raum oder eine Oberfläche und erweitert durch diesen offenen Charakter seine eigene Funktionsweise.

Für die Realisierung des Projektes stand nur ein kleines Budget zur Verfügung. Entscheidend für die Mitarbeit der beiden Architekten an diesem Projekt waren zum einen die Freiheit, die sie bei der Umsetzung im Rahmen der Ansprüche der Galerie hatten, und zum anderen die persönliche Erfahrung sowie das Know-How, welche mit diesem Experiment gewonnen werden konnten. Aus der Arbeit in extremen Segmenten können Erkenntnisse für eine anspruchsvolle Architektur gewonnen und in anderen Projekten angewandt werden aber auch zu einer allgemeinen Qualitätssteigerung im öffentlichen Raum beitragen.

Auf jeden Fall ein Besuch wert – ob mit seinen Kindern zum Spielen, zum Ausruhen oder Arbeiten, beachten muss man nur die Öffnungszeiten!

Traffic of Clouds (bis 21. Oktober)
Hackenbroich Architekten/ Jan Christensen

Galerie Program
Invalidenstr. 115
Dienstag bis Freitag 14 bis 19 Uhr
Samstag 11 bis 19 Uhr

Die Galerie Program
Die Definition von Architektur zu erweitern und sie in Kommunikation zu anderen Disziplinen zu setzen ist der Anspruch der Galerie Program. Sie möchte Künstlern, Architekten, Kritikern und Kuratoren einen nicht-kommerziellen Raum bieten, der es ermöglicht mit Ausstellungen, Workshops und verschiedenen Performances traditionelle Formen und Techniken der Architektur aufzubrechen und anders zu definieren. Besondere der Galerie liegt darin, dass hier Architektur als Teil zum Erleben gezeigt wird und nicht nur als Repräsentation dieser in Form von Plänen und Grundrisszeichnungen.

Zurzeit kann man in der Galerie eine ortsbezogene Installation von Hackenbroich Architekten und Jan Christensen bewundern, welche das Verschmelzen der Disziplinen Kunst und Architektur darstellt und in Kommunikation mit dem Außen- und Innenraum tritt.