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In Deiner Hand…

Die Tage werden länger und jetzt ist die beste Zeit des Jahres, den schönsten Blickpunkt zum Fernsehturm einzunehmen: Karl-Liebknecht-Straße, Ecke Hirtenstraße. Hirtenstraße ist diese kleine Gasse die vom Babylon hinters Babylon führt. Wenn Mensch sich in dieses Gässchen wagt, begegnet uns an der Ecke ein sehr grosser kräftiger Herr. Etwas versteckt, weil mittlerweile ziemlich zugewachsen, daher unbedingt in Winter zu besuchen, weisst uns der Herr mit ausgestreckter Hand freundlich darauf hin, was er und seinesgleichen hier einst taten. Bauen natürlich. Und zwar nix geringeres als den Fernsehturm, dessen Kugel er in den Fingern seiner kräftigen Hand hält (wenn nicht gerade...

Ethik einer Institution

Die Zeitschrift des BDA hat mit Ihrer Ausgabe 1/2022 ein neues Design – und einen neuen Namen. Eine starke Entscheidung! Herzlichen Glückwunsch! Und passend zu dieser mutigen Neuerung ist auch das Thema: Was ist gut? Ethik der Architektur. Die Ausgabe fragt nach den ethischen Grundlagen, auf denen Architektinnen und Architekten in Zukunft ihre Arbeit für die Gesellschaft, ihre Individuen und deren Zukunft ausüben wollen. Das Ende der Ressourcen, der Klimawandel, die weltweiten Wanderungsbewegungen und die politischen und sozialen Verwerfungen unserer eigenen und der globalen Gesellschaft erfordern eine Neuorientierung derjenigen, die sich verantwortlich fühlen für die Gestaltung der individuellen und der...
Bemalte Garage in Berlin Neu-Tempelhof

Garagen: Manifest auch in West

Ein Leserbrief an die Autor:innen und den Fotografen des Buches "Das Garagenmanifest". Liebe Luise Rellensmann, lieber Jens Casper, lieber Martin Maleschka, herzlichen Dank dafür, dass Ihr dieses schöne Buch zur Garagenkultur in der DDR gemacht habt! Da werden einige persönliche Erinnerungen wach an längst vergangene Zeiten, als es beispielsweise im Prenzlauer Berg noch Garagenhöfe gab. Ganz verwildert war diese kleine Garagensiedlung, die sich Anfang der 2000er auf der Ecke Stargarder Straße / Senefelder Straße befand. Ein Versteck, ein Rückzugsort für spontane Nutzungen, wahrscheinlich deswegen mittlerweile ein aufgeräumter Stadtplatz mit Tischtennisplatten für die neue Jugend im Bezirk. Und auch einige der...
Türchen 22 Adventskalender 2021 Ben Wagin Gedenkfeier

#22 Kunst, Kultur & Bildung. 365 Mal im Jahr Friedenstag

Auf dem Gelände zwischen Bundespressekonferenz und Paul-Löbe-Haus ist jeden Tag Weltfriedenstag, nicht nur am 1. September. Denn dort steht Ben Wagins „Parlament der Bäume“ (1990), das gepflanzte Abbild einer nach Reflexion und Kommunikation verfassten Gesellschaft. Die Bäume, so Wagin, reden ja miteinander. Dreieinhalb Jahre nachdem sein „Parlament“ samt Bäumen und Berliner Mauer unter Denkmalschutz gestellt worden ist, stirbt der Berliner Aktionskünstler und Naturaktivist im Alter von 91 Jahren im Juli. Zum Weltfriedenstag, es ist ein Mittwoch dieses Jahr, findet eine spätsommerliche Trauerfeier mit etwa 100 Personen statt. Es scheint die Sonne. Es gibt Kaffee, einen Film und Reden. Die Bäume...
Türchen 18 Adventskalender Neue Nationalgalerie

#18 Architektur & Städtebau. Spur der Fehler

Die 1.600 Quadratmeter Neuglas für die Fenster kommen aus China und vom Teppich wissen die Architekten nicht genau, ob ihre Entscheidung für die gedämpfte Atmosphäre richtig war, lässt Martin Reichert, Chipperfield-Architekt, in der Abendschau durchblicken. Die Sanierung eines Baudenkmals ist beendet. Die Schlüssel eines Schlüsselbaus der Architekturmoderne werden übergeben. David Chipperfield selbst schickt zu der Feierlichkeit an einem Tag Ende April weise Grüße per Video-Botschaft: "Wir wussten, dass unsere Anwesenheit nur durch unsere Fehler sichtbar werden würde." Nach zehn Jahren Schließzeit und sechs Jahren Bauzeit eröffnet Mies van der Rohes letztes Bauwerk in Deutschland (im Sinne von Lebenswerk) im August...
Türchen 15 Adventskalender Gewerbe

#15 Geschäfte & Gewerbe. Von wackeren Händlern

Drei Traditionsläden verabschieden sich 2021 aus den Kiezen Berlins. In Schmargendorf kapituliert der seit 1919 existierende „Utermarck“-Schreibwarenladen in der Breiten Straße 24, nachdem Inhaber Martin Herrmann wegen einer benachbarten, sehr geduldigen Baustelle zu hohe Umsatzeinbußen zu verbuchen hatte. Sie riegelte der Papeterie, einer alten, ehrwürdigen Dame gleich (es ist doch nicht McPaper!) einfach den Publikumsverkehr ab. Aus die Maus. Die Klagen Herrmanns vor dem Landgericht halfen nichts. Ein Verlust. Auch die Klagen des Kreuzberger Buchhändlers Thorsten Willenbrock vor dem von der Presse belagerten Gerichtsgebäude in Moabit führten nicht dazu, dass sein „Kisch & Co.“ in der Oranienstraße 25 bleiben durfte....
Adventskalender Türchen 8 Schöneberg Urania Umzug Regierungsviertel

#8 Tempelhof-Schöneberg. Der Mut der Erbse

Die Urania ist eine neben den Tellerrand gefallene Erbse. Weder liegt sie am Tauentzien, noch gehört sie einem der Kieze Schönebergs an. Schlimmer noch, die Volksbildungsstätte schrumpelt vor sich hin, ist in die Jahre gekommen und aus der Mode. Mit 42 Millionen Euro hilft der Bund, die Urania für die junge Generation attraktiver zu machen und den jetzigen Standort an der Kleiststraße zu erweitern. Mehr noch, er verleiht der Urania Flügel: Das Haus möchte umziehen, berichtet die Berliner Morgenpost im Januar. Die Erbse springt, so sieht´s aus, auf den Teller zurück. Genauer: Sie will sogar auf einem anderen Tisch unterkommen....
Adventskalender 2021 Türchen 5 Treptow Eierschale Spreepark Plänterwald

#5 Treptow-Köpenick. Demontage eines Stadtbilds

Zum ersten Mal war der „Spuk unterm Riesenrad“ vorbei, als 1990 die DDR unterging und mit ihr die gleichnamige Kinderfilmproduktion. Mit der Pleite des Spreeparkbetreibers Norbert Witte vor 20 Jahren schien der Spuk ein zweites Mal zu enden. Leider folgten die Geister dem Schausteller nach Peru und stießen die Wittes in eine grausame Familientragödie, sie ist im Dokumentarfilm „Achterbahn“ dargestellt. Anfang des Jahres nun fegt die Grün Berlin GmbH den Spuk unterm Riesenrad ein drittes Mal hinweg, indem sie das ganze Riesenrad entfernt. Ein Stadtbild ist verschwunden, das es seit 1969 gab. Ernüchternd ist der Blick von der Elsenbrücke in...

Stadt in der Wahl 2021: #3 (Stadt-)Baukultur

Öffentlicher Raum zwischen Neubauten in der Europacity, Berlin. Bild: Laura Bornemann Mehr Planungskultur für attraktive Städtevon Hans-Hermann Albers 2020 war wieder ein Rekordjahr für den Bausektor. Nicht nur im Wohnungsbau, auch bei den Gewerbeimmobilien oder öffentlichen Bauten und Infrastrukturen sind die Baufertigstellungen auf hohem Niveau. Ein Großteil der deutschen Städte wächst und erschließt neue Bau- und Gewerbegebiete. Trotz langer Planungs- und Genehmigungsprozesse wird jedoch zunehmend eine geringe Gestaltungsqualität und eine Missachtung baukultureller Aspekte kritisiert. Den zahlreichen neuen Wohnbaugebieten – meist am Stadtrand – mangelt es oft an Aufenthaltsqualität und urbaner Attraktivität. Auch neue Logistikzentren auf der grünen Wiese werden häufig...
Logo des Kurzfilmfestival Hamburg 2021

1.-7. Juni – Kurzfilmfestival Hamburg. Dieses Jahr online und mit Fokus auf Architektur

Ein Kurzfilmfestival online. Nächste Woche. Für die kalten Sommertage zu Hause. Oder auf kleiner persönlicher Leinwand im Garten? Vom 1. bis 7. Juni findet jedenfalls das Kurzfilm Festival Hamburg statt und dieses kann dieses Jahr ganz ohne Reise in die Hansestadt besucht werden. "Ich bin weil wir sind" lautet das diesjährige Motto und stellt die Frage nach Solidarität und der Rolle von Kultur in unserer Gesellschaft - gerade jetzt.  Im "Labor der Gegenwart" beschäftigt sich das Programm der "Hamburger Positionen" mit architektonischen Visionen und ihrer Realität, mit zweckgerichteten Räumen und ihrer Umnutzung, mit wirtschaftsfreundlicher Stadtplanung und künstlerischem Widerstand. Die Filmemacher*innen blicken auf Orte, die einst als neue menschenfreundliche Visionen von...