“Das Städtische als ein spezifisches Klangphänomen beginnt historisch mit der verstärkten Intensität und Vielfalt des Glockengeläutes als einem graduellen Unterschied zum Dörflichen oder Höfischen. Nur in der Stadt läuten mehrere Glocken an verschiedenen Stellen und können sich zu einem unorganisierten Klang überlagern, dessen Anlass die Zeit vorgibt.”
(M. Elste “organisiertes Getöse, S.110)

Die Stadt hat also ihren spezifischen Klang. Man erlebt es jeden Tag und nimmt es doch nicht wahr. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Bericht “Der Sound der Stadt” (öffnet direkt die pdf.-Version) in der die Blinde Ivonne Lotze von ihren Eindrücken der Stadt Hamburg berichtet: “Hamburgs Melodie? Wasser. Alle Varianten von Wasser.“ Vielleicht sollte man doch öfter genauer hinhören und sich die besonderen Klänge der Stadt bewusst machen. Mit ein bisschen Überlegen fallem einem dabei eine ganze Menge an Geräuschen und Klängen ein, die einen an bestimmte Städte, bestimmte Orte und bestimmte Zeiten erinnern. Denn jede Stadt hat ihren speziellen Klang. Gibt es eigentlich das Arbeitsfeld “akustische Denkmalpflege”?

Um Geräusche/Klänge/Töne zu bewahren, die typisch für diesen Ort und diese Zeit sind? Der Klang alter Industrieanlagen, der Klang der U-Bahn, die in den Bahnhof einfährt? Der Klang des Wassers und der Klang der Marktschreier? Denn viele Geräusche verschwinden, ohne dass man es bemerkt.

Zwei künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Thema Stadt und Klang gibt es die nächsten Tage, auf die wir in diesem Zusammenhang hinweisen wollen. So stellt Marcello Silvio Busanto im Ausland Berlin seine Klangarchitektur unter dem Titel “Die unsichtbaren Städte” (in Anlehnung an Italo Calvinos Buch) vor. Der zweite Hinweis ist die Klanginstallation “recomputing space“, welche “die soundschichten und klanglichen charakteristika urbaner räume” untersucht. “ein system seriell auf dem boden ausgelegter lautsprecher gibt parallel geschaltete klangspuren von mehrkanal-tonaufnahmen öffentlicher plätze, wiesen oder straßenszenen wieder, die in eine atmosphärisch dichte städtische klanglandschaft münden sollen.” (www.tesla-berlin.de)