Die Stadt soll für alle da sein! Das wird häufig gefordert und findet dennoch nicht immer eine adäquate Ausprägung in ihrer Gestaltung. Rollstuhlfahrer, Senioren mit Rollatoren oder Kinderwagenschieber finden häufig noch schier unüberwindbare Hindernisse in der Stadt. Dabei bewegt sich etwas, auch in der Berliner Verwaltung. Ein erster Schritt hin zu einer gerechte, also barrierefreie Gestaltung von Gebäuden und Freiräumen sind die beiden von SenStadt herausgegebenen Handbücher Barrierefreies Planen und Bauen (2007) und das Handbuch “Design for all – öffentlicher Freiraum in Berlin (2011)”, die in Zusammenarbeit mit Verbänden und Institutionen erarbeitet wurden. Wie man barrierefrei von Anfang an planen sollte und welche Vorteile das für alle Städter mit sich bringt, ist hierin erklärt. Auch Museen bieten mittlerweile spezielle Führungen an, in denen über den Tastsinn Kunst erklärt wird. So kann z.B. die Ausstellung “Die geretteten Götter aus dem Palast vom Tell Halaf” im Rahmen einer Sonderführung ertastet werden. Noch bis Ende April 2011 stellt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein Tastmodell der Inneren Stadt Berlins zum Anfassen und Begreifen aus. So sollen

alle, die in Berlin wohnen und Berlin besuchen, neue Erfahrungen gewinnen, auch jene, die nur schwer sehen können oder blind sind.

Das Tastmodell wurde zusammen mit dem Institut für Architektur, Fachbereich Modell und Design der Technischen Universität Berlin, und einem Team von Menschen mit Behinderungen auf beispielhafte Art in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erarbeitet. Jeder kann hier seine Sinne erweitern und sich ganz unkompliziert die Stadt aus einer anderen Perspektive anschauen. Berlin braucht mehr solcher Projekte. Und vielleicht sollten wir auch bei Erneuerungsmaßnahmen in Straßen häufiger an die Benachteiligten denken als an den Flair, der angeblich verloren geht, wenn Straßen ausgebessert und passierbar gemacht werden..