Staaten ähneln in ihrem Verhalten beiweilen dichköpfigen Kindern. Dies gilt vor allem wenn es um die Erhaltung oder Vergrösserung ihrer Macht geht. Im Falle Japans zeigt sich dies an zwei gerade mal 10 qm grossen Felsbrocken mitten im Pazifik, genannt Okinotori-shima.

Ein Blick auf die Karte könnte den Betrachter vermuten lassen, daß das Korallenriff mit zwei Minimalerhebungen aus dem Meer keinem gehöre, zumal es unbewohnbar und nicht wirtschaftlich genutzt ist. Nun würde diesem auch jeder Staat zustimmen, wären an den Besitz, nach dem internationalen Seerecht, nicht der Besitz eines ausschließlichen Wirtschaftsraumes in einer 370-km-Zone um die Felsbrocken verbunden.

(Ein Fleck im Pazifik: Okinori-shima und Karte der Exklusiven Wirtschaftszone Japans. Der untere Kreis wäre der besagte Felsen. Quelle: Urs Bette)

Weil die Gewässer um die Felsbrocken fischreich sind und Bodenschätze vermutet werden, erhebt Japan Anspruch auf eben diese und damit auch auf einen Seeraum größer als das Festland Japans selber. Damit handelt sich das Land aber auch weiteren Handlungsbedarf auf, denn die Inseln werden mit jedem Taifun, der über sie hinwegzieht kleiner. Und auch ein steigender Meeresspiegel könnten den Traum von dem kleinen Seereich bald versinken lassen. Die Rettung der Felsen ist dem Land deshalb einige Mühen und bis zu 250 Mio Dollar wert.

Diese Problematik griff schon vor Jahren Urs Bette in seiner Architektur-Diplomarbeit “Der Drache im Meer” auf. Er schlug vor, Gestein als Teil eines rituellen Prozeßes aus dem Inneren der Felsen zu schmelzen und Außen zum Erstarren zu bringen. So könnte die Inselmasse vergrößert und für einen längeren Zeitraum gerettet werden. Denn laut Seerecht ist es verboten, fremdes Material zur Sicherung zu nutzen.

(Quelle: urs bette)

Laut einem Bericht der BBC vom Freitag hat sich Japan jedoch zu einem anderen Schritt entschlossen. Korallenproben werden nach Tokio geschickt, dort kultiviert um später wieder zurück zu den Felsen gebracht zu werden. Ein so stark beschleunigtes Korallenwachstum könnte auch die Landmasse des Korallenatolls vergrößern. Ob das Experiment erfolgreich ist, muss sich noch zeigen.

Einen ähnlichen Vorfall gab es auch um den im Durchschnitt 27-Meter-meßenden Felsen Rockall im Atlantik. Großbritannien versuchte sich 1955 in einer symbolischen Aktion das Gestein anzueignen. Sogar ein Überlebensexperte wurde auf ihm für 40 Tage ausgesetzt. Anscheinend ist das Königreich aber mittlerweile von seinem sturen Besitzanspruch abgerückt und es werden Verhandlungen mit anderen Ländern über den Status der vermuteten Erdölvorkommen in der Umgebung des Felsens geführt.

Weitere Quellen: CDNN

>>>>>>Nachtrag vom 26.06.2007

Der BLDGBLOG brachte heute einen langen und interessanten Artikel über die japanischen Inseln.