//Gastbeitrag von Georg Jahnsen, Mumbai//

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Die Toilette oder das Pissoire im öffentlichen Raum werden seit einigen Jahren nicht nur in Deutschland als städtebauliche Elemente wiederentdeckt. Fast immer sind diese heute mit allerlei Sensorik und sonstiger Technik vollgestopft und die Gestaltung läßt in puncto Eleganz und Modernität kaum Wünsche offen (z.B. das “Pinkelraumschiff” auf dem Braunschweiger Kohlmarkt). Pinkelexklusivität hat jedoch ihren Preis, und so ist es wenig erstaunlich, daß dieser einen Großteil der potenziellen Nutzer abschreckt. Wo ist das gute und einfache Design für eine öffentliche Toilette? Vorbild könnte das öffentliche Pissoire aus französischer Zeit sein: zwei halbhohe Wände und ein fliegendes Dach: fertig!

In Mumbai leben 8 Millionen Menschen in Slums, von denen etwa die Hälfte ohne irgendwelche sanitären Anlagen ausgestattet sind. Stattdessen ist die Stadt übersät mit informellen Spontantoiletten. Plätzen oder Nischen zwischen den Gebäuden, auf Brachflächen an Flussufern oder am Strand. Privatsphäre finden die Menschen an diesen Orten bei ihrem Toilettengang nur selten. Sie sind es inzwischen gewohnt ihre Notdurft unter den Blicken der Öffentlichkeit zu verrichten. Auch, und gerade in den Vierteln der prominenten Innenstadtlagen, in die alltags viele tausend Menschen pendeln, um dort in der Strasse ihr tägliches Geld zu verdienen, fehlen öffentliche Toiletten fast vollständig. Man braucht keine besonders feine Nase, um zu bemerken, dass Mumbai stinkt. Und der Gestank ist noch das kleinste Problem, wenn man die vielfältigen gesundheitlichen Gefahren bedenkt, die aus dem Fehlen von hygienischen Toiletten resultieren.

Eine private Organisation hat sich nun mittels einer Flyerkampagne dieses Problems angenommen. Unter der Schlagzeile “How long can you stand it?” bietet sie umweltfreundliche Toiletten im Öko-Design zum privaten Sponsoring an. Solarbetrieben und weitgehend chemikalienfrei sucht man allerdings nach Eleganz und Modernität bei der Gestaltung des Toilettenäußeren vergebens. Fürs erste ist das jedoch egal: was zählt ist die Idee und der generelle Blick für ein großes (Toiletten-) Problem der Megametropole. Wie wäre es also mit einer kleinen Spende? Donate a toilet!

Entwurfsaufgabe bis zum nächsten Welttoilettentag:
Entwerfe eine einfache öffentliche Toilette, die sowohl in einer deutschen “Citylage” als auch in einem indischen Slumgebiet funktioniert.

Kontakt zur Mumbai Toiletten Spendenkampagne: howlongcanyoustandit@gmail.com