Glocke IIQuelle: Stadt Chemnitz

 

Krach ist immer. Krach ist laut, Krach ist leise. Krach nervt. Krach beruhigt und Krach belebt. Das Grundrauschen in unserem Alltag: Schließlich gibt es keine Mute-Taste für das Leben. Wo Krach ist, ist Kreation, ist Aktivität, ist Kultur, treffen Menschen aufeinander.

Hohe Mieten, fehlender Räume, große Konkurrenz. So geht es vielen Kreativen in den großen Städten des Landes. Aber auch andere Städte haben einiges zu bieten, wenn es um die Ansiedlung und Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft geht. Ein spannendes Beispiel, wie es jenseits der Hotspots gehen kann, wird gerade in Chemnitz umgesetzt. Einer Stadt mit Kopf und Underdog-Status auf dem Weg zur europäischen Kulturhauptstadt, eine der letzten Großstädte, in denen es noch ernsthaft viel Platz für anderes Leben und Arbeiten gibt… urbanophil sprach mit dem Team von KRACH aus Chemnitz und hat sich das Anliegen erklären lassen.

Wofür steht KRACH?

Als erstes ist es eine Abkürzung für „Kreativraum Chemnitz“ – verbunden mit einer Aufforderung: Wir wollen Aktive, die KRACH machen, die aufrütteln und Dinge anstoßen,  Dinge bewegen. Denn Krach wird wahrgenommen. Immer! Er ist nie egal und verschwindet nie in der Beliebigkeit. Der passende Name also für den Förderpreis für die Kultur- und Kreativwirtschaft, den Chemnitz ausschreibt.

Das KRACH LogoQuelle: Stadt Chemnitz

Was ist das Ziel des Programms?

Uns geht es darum, Unternehmen und Initiativen mit Bezug zur Kultur- und Kreativwirtschaft anzusiedeln, die die Stadt und ihr direktes Umfeld mitgestalten wollen. Dafür packen wir in einem Förderpreis zusammen, was Chemnitz zu bieten hat: Gewerbeflächen in unterschiedlichem Ausbauzustand an zentralen oder weniger zentralen Orten der Stadt, aber immer mit Anbindung an ein schon existentes kreatives Umfeld. So wollen wir vorhandene Cluster stärken und Stadtteile attraktiver gestalten. Dazu kommen eng geknüpfte Netze zwischen der traditionell starken Industrie, der wachsenden Kreativwirtschaft, der Stadtverwaltung und der Wirtschaftsförderung, in die die Preisträger:innen mittels Mentoren eingebunden werden. Und schließlich gibt es auch eine Anschubfinanzierung von 2.500 Euro für die Preisträger:innen.

Karte mit Lage der kostenfreien Räume, die im Rahmen des Programms zur Verfügung gestellt werden.Quelle: Stadt Chemnitz

Karte mit Lage der kostenfreien Räume und Gewerbeflächen, die im Rahmen des Programms zur Verfügung gestellt werden.

Warum sollten Kreative nach Chemnitz kommen?

Wer immer nach Chemnitz kommt, lernt eines ganz schnell schätzen: Es gibt hier Raum, sich zu entfalten. Seit einigen Jahren wächst die Stadt, aber noch längst nicht sind alle Nischen besetzt – sowohl räumlich als auch thematisch. Wir haben die Offenheit für Experimente – und auch noch die passenden Flächen. Dazu gibt es hier einen starken Markt, etwa im Bereich der mittelständischen Wirtschaft, aber auch in bestimmten Zielgruppen bei Endkunden. Und der Markt ist auch neugierig auf Neuankömmlinge: Wenn man eine gute Idee und Qualität mitbringt, ist man in einer gut vernetzten Stadt wie Chemnitz sehr schnell an den Entscheider:innen oder Endkunden dran.

Diese ehemalige Fleischerei auf dem Brühl (früher das Ersatzzentrum von Chemnitz, heute Zukunftsstandort für Wohnen und Leben in der Innenstadt)

Diese ehemalige Fleischerei auf dem Brühl (früher das Ersatzzentrum von Chemnitz, heute Zukunftsstandort für Wohnen und Leben in der Innenstadt) ist nur einer der Räume, die im Rahmen des Programms zur Verfügung gestellt werden.

Wen möchtet ihr mit dem Angebot ansprechen?

KRACH ist ausdrücklich sehr weit gefasst – und damit auch offen für „verrückte“ Ideen. Wichtig ist der Bezug zur Kultur- und Kreativwirtschaft – es geht uns also nicht um den nächsten Bio-Laden oder eine schicke Kneipe, sondern um im weitesten Sinne kreativ-schöpferische Unternehmungen. Der Preis bietet mit der bis zu drei Jahre kostenlosen Gewerbefläche, der Anschubfinanzierung und dem Beratungsangebot die Chance, sich Schritt für Schritt wirtschaftlich in der Stadt und darüber hinaus zu etablieren. Wir freuen uns deshalb besonders über Bewerber:innen aus ganz Europa, die Lust darauf haben, ihre eigene Zukunft ebenso wie ihr Umfeld und unsere Stadt mitzugestalten – und dabei aber die wirtschaftliche Tragfähigkeit ihrer Idee immer im Blick haben.

Wie ist die Zeitschiene?

Die erste Runde endet am 31. Januar 2018. Das wirkt auf den ersten Blick vielleicht kurz, ist aber umsetzbar, weil wir im ersten Schritt keine großen Businesspläne erwarten: Es genügt, sich selbst und die eigene Idee kurz vorzustellen. Die aussichtsreichsten Bewerber:innen laden wir dann ein, damit sich Vermieter:innen, potenzielle Preisträger:innen und Juroren kennenlernen können – und anschließend hat man als Teilnehmer:in dann die Chance, seine Bewerbung zu schärfen, bevor Ende März eine Entscheidung fällt. Ab dem Frühjahr kann man dann – je nach Ausbauzustand der „gewonnenen“ Fläche schneller oder weniger schnell – in Chemnitz durchstarten.

Quelle: Stadt Chemnitz

Wie kann man sich bewerben?

Flaschenpost, Video-Botschaft, zweiseitiges Exposé oder dokumentierter Whatsapp-Chat: Wir lassen die Form der Bewerbung bewusst offen. Man darf da gern kreativ werden – und gern vorher mit einem unserer „Bewerbungsberate:innen“ ins Gespräch kommen. Die findet man auf der Internetseite krach-chemnitz.eu. Und die Bewerbung schickt man an application@krach-chemnitz.eu. Die Vertraulichkeit wird dabei natürlich voll gewahrt. Weitere Informationen gibt es unter www.krach-chemnitz.eu.

Möchtet ihr noch was sagen?

KRACH ist in enger Zusammenarbeit zwischen Stadt, kommunaler Wirtschaftsförderung, Kreativwirtschaft und Vermieter:innen entstanden – und alle Beteiligten sind neugierig auf die Ideen und Konzepte, die eingereicht und dann hoffentlich auch bald umgesetzt werden. Denn nicht vergessen: KRACH ist immer!

Das Interview führte Anna Galda.

GlockeQuelle: Stadt Chemnitz