Immer wieder gibt es Fragen, die uns Urbanophile aufwühlen, zum Denken anregen oder ratlos zurück lassen. Diese Fragen wollen wir in loser Reihenfolge als Sonntagsfrage an Euch stellen, um sie in einer größeren Gruppe öffentlich diskutieren zu können.

Heute fragen Anna Galda und Karsten Michael Drohsel. Es soll um das aktuell laufende Volksbegehren zur 100%igen Erhaltung des Tempelhofer Feldes gehen:

Schon seit einiger Zeit wirbt die Initiative 100% Tempelhofer Feld um Unterschriften für ihr gleichnamiges Volksbegehren. Dabei geht es um die 100% Erhaltung des Tempelhofer Feldes in seiner jetzigen Form und die Ablehnung der von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt beabsichtigten Planungen. Durch dieses Volksbegehren wird nicht nur ein seit 2007 andauernder Planungsprozess, der mit vielen neuen partizipativen Methoden begleitet wurde, in Frage gestellt, sondern auch das Ergebnis, der Masterplan, der eine sukzessive Bebauung der Ränder des ehemaligen Flugfeldes vorsieht.

Die Initiative schreibt dazu auf ihrer Webseite:

Die Initiative “100% Tempelhofer Feld” verfolgt das Ziel, das Tempelhofer Wiesenmeer als umweltbedeutsamen zusammenhängenden Raum vor jeglicher Bebauung und Privatisierung dauerhaft zu schützen und in diesem Sinne dann weiter zu entwickeln. Das Abgeordnetenhaus wie auch der Senat ist nach allem, was wir wissen, noch nicht bereit, in diese Richtung zu gehen. Im Gegenteil: Obwohl eine Bebauung des Feldes mit Wohnungen und Gewerbe nicht erforderlich ist, weil es ausreichend alternative Baureserveflächen in Berlin gibt, und obwohl die Bebauung des Wiesenmeers wirtschaftlich unvernüftig ist, der Landeshaushalt würde mit rd. 300 Mio. € Kosten belastet, werden die Pläne zur Bebauung des Feldes vorangetrieben.

Wenn dem Volksbegehren politisch stattgegeben würde, würde das in der Konsequenz heißen, dass die gesamte Neubebauung, wie etwa die vom Senat geplante Zentralbibliothek und die Gewerbeflächen am Stadtring, ebenso, wie die Umgestaltung des inneren Rings in die Tempelhofer Parklandschaft zur Disposition gestellt werden.

Die heutige Sonntagsfrage lautet deshalb: Sind 100% Tempelhof die richtige Antwort auf den Masterplan zur Bebauung des Tempelhofer Feldes? und Kommt der Plebiszit jetzt zur richtigen Zeit? Darüber hinaus wäre eine Diskussion über die nachgelagerten Fragen für uns sehr interessant: Gibt es falsche und richtige Zeitpunkte für Plebiszite wie z.B. das vorliegende Volksbegehren? und: Inwiefern können Volkbegehren tatsächlich dazu beitragen, Planungsprozesse partizipativer zu gestalten oder diese mit ihren Forderungen zu qualifizieren?

Habt ihr dazu eine Meinung? Wir sind sehr gespannt auf eure Antworten oder auch neue Fragen, die ihr, wie gewohnt über die Kommentarfunktion abgeben könnt. Dabei bitte konstruktiv bleiben.