Geht es um die Auswirkungen von kultureller, religiöser sowie ethnischer Vielfalt auf Gemeinden und Stadtgebiete, teilen sich die Meinungen in zwei Lager: Das Eine glaubt, Diversität fördere Toleranz und soziale Kompetenzen, das Andere, an den Rückzug der einzelnen Gruppen untereinander. Die neue Studie “E Pluribus Unum: Diversity and Community in the Twenty-first Century” des Harvard-Professors Robert Putnam, für die er mit dem Skytte-Preis der Universität Uppsala ausgezeichnet wurde, legt nahe, dass sich beide Seiten irren.

Für seine Untersuchung führte Putnam 30.000 Interviews mit Menschen aus 41 Nachbarschaften in den USA durch. Dabei wurde nicht nur Wert darauf gelegt, Nachbarschaften mit homogener und heterogener Bewohnerschaft zu vergleichen, sondern auch ansonsten möglichst verschiedenartige Gebiete einzubeziehen, um externe Faktoren auszuschließen. Das Resultat der Studie lautet: Diversität beschädige nicht nur das Sozialverhalten zwischen den verschiedenen Gruppen sondern auch innerhalb dieser. Desweiteren sinke der Glaube an öffentliche Strukturen, dem Willen sich in ihnen zu engagieren und die wahrgenommene Lebensqualität. Dafür steige die verbrachte Zeit vor dem Fernseher und soziale Isolation.

(Aus der Studie: Relation von Vertrauen in “eigene Ethnie” und Homogenität der Nachbarschaft)
Um dem Autor aber gerecht zu werden, sei erwähnt, dass er die Vorteile von Einwanderung und kultureller Vielfalt in der Summe höher bewertet als deren kurzfristige Kosten. Ihm gehe es bei der Arbeit um ein besseres Verständnis des Phänomens zu dessen erfolgreicher Überwindung. Und dafür ist wohl eine etwas größere Studie erforderlich. Denn die Entstehung von Entfremdung, ist wohl nicht nur dadurch zu erklären, dass man räumlich enger zusammen wohnt.

(Weitere links: Interview auf OnPoint, Boston Globe, Sueddeutsche)