Wieder ein neuer Film über die (ehemalige) Berliner Clubszene und ein perfekter Einstieg in das Thema: Die Geschichte der Bar25 und ihr Ende ist den meisten bekannt, auch dass internationale Partygäste für Berliner Clubs sowohl als zahlendes Publikum aber vor allem aus Marketinggründen wichtig sind. Doch was sind die weitreichenderen Folgen des Tourismus für Berlin? Genau das will die Regisseurin Nana A.T. Rebhan in ihrem neuen Film “WELCOME GOODBYE” herausfinden! Nachdem sie mit  „Berlin.Hasenheide“ 2010 Aufmerksamkeit auf Neukölln gelenkt hat, befindet sich ihr neues Projekt inmitten einer aktuellen internationalen Diskussion, der sich kaum ein Berliner oder anderer Großstädter entziehen kann. Dabei könnte dieser Film eine wegweisende Rolle spielen, will er doch verschiedenste Akteure zu Wort kommen lassen und damit eine oft einseitig geführte Debatte aufbrechen. In 80 Minuten will sie Bedeutung, Folgen und Ursachen der Attraktivität der Hauptstadt ergründen. Den Aufruf zum Film und wie man Nana unterstützen kann findet ihr unter: http://www.startnext.de/welcomegoodbye.

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Das Thema Tourismus wird vor allem bei einer wirtschaftlichen und stadtentwicklungstechnischen Betrachtung interessant. Die Bruttoeinnahmen aus Tourismus in Berlin betragen 8,99 Mrd. €, davon 1,19 Mrd. € Mehrwertsteuereinnahmen (Tourismuskonzept 2011). Der Kreislauf der Beliebtheitssteigerung einer Stadt ist bekannt: Je attraktiver ein Standort desto mehr Einnahmen durch Reisende und höher die Dichte an Investoren. Berlin als Keimzelle junger Kreativer trägt seinen Teil dazu bei. Und je mehr Geld in die Hauptstadt gespült wird, desto gezielter kann Berlin Entwicklungen in seinem Sinne lenken. Die Privatwirtschaft auf der anderen Seite profitiert enorm. Neue Anbieter für private Ferienwohnungen zum Beispiel boomen und erfreuen sich großer Beliebtheit aufgrund ihrer Unkompliziertheit und Nähe zu sozialen Netzwerken, von dem Nutzen für Gastronomie etc. ganz zu schweigen. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die Strukturen in den Kiezen. Ein Artikel des Instituts für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin von 2006, an dem auch zwei Mitglieder von urbanophil beteiligt waren, formuliert es zu vier Phasen aus: Insidertipp – Szeneviertel – Touristenattraktion – „Touristified City Quarter“. Eine Entwicklung in Wechselwirkung von Touristen und Gentrifiern, an deren Ende (falls es zum Endstadium kommt) ein Ort ohne Unvorhersehbarkeiten und mit ausgereizten ökonomischen Potenzialen steht. Zu den Leitlinien der Tourismusentwicklung in Berlin gehört übrigens unter „6. Tourismusfreundliche Entwicklung im Einklang mit Einwohnerinteressen: Trotz steigender Touristenzahlen soll die hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Berlinerinnen und Berliner sowie für die Gäste erhalten werden, die Stimmung „entspannt“ bleiben.“ Der Interpretationsspielraum von entspannt ist natürlich groß. Touristification mag nun der neue Trendbegriff für Anhänger der Gentrifikationsdiskussion sein, macht es doch auch wieder eine bestimmte Gruppe für die Verdrängung der Berliner Stadtkultur und Bewohner verantwortlich. Unter sachlichen Gesichtspunkten betrachtet und mit einer Nutzenanalyse wiederum gelangt man sicherlich zu interessanten Ausblicken für die Zukunft unserer Städte.

WelcomeGoodbye wird nicht mit einer ausdifferenzierten Analyse zum Thema aufwarten, sondern vielmehr einen Einblick in die vielen unterschiedlichen Aspekte der Diskussion geben. Bei Umsetzung des Filmprojekts wird das Ergebnis hoffentlich eine gute Grundlage bieten, um sich mit Tourismus in Berlin mit einer neuen Weitsicht auseinanderzusetzen.

Die Finanzierung über ein Crowdfunding-Portal (startnext.de) entspricht dabei der Aufmachung des Films. Ein junges an seiner Umwelt interessiertes Team spricht mit diesem Konzept Menschen an, die für guten Input gern ein paar Euro hergeben. Dabei spielt auch der Geben-Nehmen-Aspekt eine Rolle. Eine unterschriebene Postkarte der Regisseurin für nur 10€ stellt einen persönlichen Bezug zum Projekt her und lässt das Gefühl einer anonymisierten Spende verschwinden. Noch bis Ende Mai läuft der Aufruf das Projekt mitzufinanzieren, dabei wird jede Finanzspritze zwischen 5 €und 5.000 € äußerst dankbar entgegengenommen. Abschließend noch an alle, die das Crowdfunding Prinzip noch nicht kannten: Bei Nichtrealisierung des Film gibt es das Geld natürlich zurück!

Die Autorin:

Paula Salomo, geboren 1989, Studium der Internationalen Betriebswirtschaftslehre in Frankfurt (Oder) und Manchester, Bachelorarbeit zum Thema „Urban regeneration of cultural quarters“, arbeitete bei einem Start-Up für private Ferienwohnungen und ist zurzeit Praktikantin in einem Berliner Quartiersmanagement.