barcelona1

Barcelona-Pavillon, Fotograf: Toni Karge

Endlich mal eine Rekonstruktion, die man ohne schlechtes Gewissen großartig finden kann: Der deutsche Pavillon zur Weltausstellung in Barcelona 1929 (auf Spanisch daher auch ‘Pabellón alemán’) sollte die moderne Weimarer Republik, ihren Aufbruch und ihre berühmte Bauhaus-Architektur repräsentieren. Niemand weniger als Mies van der Rohe entwarf ihn. Doch direkt nach der Ausstellung erfolgte wie geplant der Rückbau, die Bauteile wurden in die Welt verstreut. Erst 1986 wurde er wieder rekonstruiert, seine Wirkung auf die Besuchenden ist bis heute ungebrochen.

Die gesamte Anlage beeindruckt durch die absolute Freiheit im Grundriss. Was außen, was innen ist, verschwimmt. Nicht zuletzt durch große Wasser- und Glasflächen und kaum wahrnehmbare Tragkonstruktionen wirkt alles frei und – ja – unwirklich. Der Blick im Pavillon wandert immer wieder zur Skulptur “Der Morgen” von Georg Kolbe, die geschickt an den Sichtachsen platziert wurde – auch hier leider nur eine Kopie, das Original steht in den Berliner Ceciliengärten

Aufgrund der großen Gesten der Architektur wirken die wenigen Möbel unscheinbar, doch auch hier lohnt der genaue Blick: der Barcelona-Sessel. Dieser – man kann es nicht anders sagen – Designklassiker wurde auch von Mies van der Rohe entworfen, allerdings zusammen mit Lilly Reich, die häufig vergessen wird und nach der ruhig auch einmal eine Berliner Straße benannt werden könnte. Angeblicher Grund für den Sesselentwurf: Das spanische Königspaar sollte bei der Eröffnungszeremonie des Pavillons eine ansprechende Sitzmöglichkeit haben.

Barcelona ist immer eine Reise wert und der Pavillon ist ein Besucher-Magnet (Metro-Station Plaça Espanya). Stolze 5 Euro Eintritt klingen zunächst viel, lohnen sich aber. Geöffnet jeden Tag von 10 bis 20 Uhr.

barcelona2

Barcelona-Pavillon, Fotograf: Toni Karge

barcelona3

Barcelona-Pavillon, Fotograf: Toni Karge

barcelona4

Barcelona-Pavillon, Fotograf: Toni Karge