KMB3Quelle: Niklas Pempel

Nur einen kurzen Spaziergang vom Schloss entfernt, befindet sich das älteste Bürgerhaus Charlottenburgs in der Schustherusstr. 13, unweit der Luisenkirche am Gierkeplatz. Wenn man heute vor dem eingeschossigen Gebäude aus dem Jahre 1712 steht, dann hält es man es kaum für möglich, dass noch vor 30 Jahren in der Nacht des 24. Dezember 1983 ein großer Bagger anrückte, um dieses Haus – in der dichten Bebauung vornehmlich des 19. Jahrhunderts – niederzureißen, obwohl es zu diesem Zeitpunkt schon unter Denkmalschutz stand.

Der Initiative einiger Charlottenburger Bürger ist es zu verdanken, dass dem Einhalt geboten wurde und das Gebäude neu aufgebaut werden konnte. Man verwendete unter dem Architekten Ulrich Böhme Techniken des 18. Jahrhunderts und rekonstruierte weite Teile der Fassade und der Innenräume nach Befund des Zustands um 1800.

Für die ursprünglichen Pläne des Gebäudes zeichnet sich der Architekt des Charlottenburger Schlosses, Eosander von Göthe (1669-1729), verantwortlich, der auf Betreiben König Friedrichs I. in Preußen (1657-1713) einen Generalplan für die Anlage einer Stadt in diesem Gebiet ausarbeitete, welcher ab 1705 umgesetzt wurde.

Im Anschluss an das Bürgerhaus befindet sich ein kleinerer Innenhof, den man betritt, wenn man durch den Flur des Gebäudes läuft. Man erblickt einen quergelagerten Bau mit Laubengang und dahinter öffnet sich ein mit Rasen begrünter Hof, der von Arkaden aus Backstein gesäumt wird. Diese gehörten zu einem Tanzsaal, der dem letzten Krieg in weiten Teilen zum Opfer gefallen ist.

Gerade im Sommer ist dies ein wunderbarer Ort zum verweilen, fernab vom Stress des Alltags, abgeschirmt durch die wesentlich höheren Wände der umliegenden Bebauung.

Das älteste Bürgerhaus CharlottenburgsQuelle: Niklas Pempel Das älteste Bürgerhaus CharlottenburgsQuelle: Niklas Pempel

Betrachtet man die Fassade von der Straßenseite aus, fällt die hervorgehobene Eingangssituation auf. Mit dem über Erd- bis ins Dachgeschoss reichenden Risalit, der einen Rundbogen innerhalb der Rustizierung aufweist, werden Parallelen zur klassizistischen Architektur des späten 18. Jahrhunderts deutlich. Man denke an dieser Stelle nur an die Eingangssituationen von Schloss Paretz oder an die des Wrangelschlösschens in Steglitz, die von David Gilly (1748-1808) entworfen worden sind.

Seit dem Jahr 2004 ist das Gebäude in Obhut des Keramik-Museums Berlin, das regelmäßige Wechselausstellungen in den Räumen veranstaltet. Man betrachtet die Objekte in den rekonstruierten Räumen, schreitet weiter durch den Innenhof, um dann in andere keramische Themen einzutauchen, die in kleineren Räumen – Kabinetten gleich – ausgestellt sind.

Das Museum befindet sich in der Schustherusstr. 13 in Berlin-Charlottenburg und ist Sa-Mo in der Zeit von 13-17 Uhr geöffnet, der Eintrittspreis beträgt 2 Euro.

Am Sonntag, den 15. Dezember (3. Advent), findet ein Benefiz-Keramiktrödel zugunsten des Museums statt, an diesem Tag beträgt der Eintrittspreis nur 1 Euro.

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Sebastian Bank studiert Kunstgeschichte und Geschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und ist freier Mitarbeiter im Hetjens-Museum/Deutsches Keramikmuseum Düsseldorf sowie Mitglied der Werkstatt Baukultur Bonn.