Zaha Hadid 1986 -1994

Wohnbau, Stresemannstrasse 105-109

Wohnbau, Stresemannstrasse 105-109

In Nähe zum Potsdamer Platz und neben dem Martin Gropius Bau befindet sich eine der ersten Realisierungen Zaha Hadids. Der (unscheinbare) Wohnungsbau Stresemannstrasse 105-109 ist Teil der Wohnhof-Anlage Block 2, die im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Berlin 1987 (IBA 87) in der südlichen Friedrichstadt entstand. Damals sollte auf den innerstädtischen Brachflächen im unmittelbaren Grenzbereich zu Ost-Berlin neuer sozialer Wohnraum geschaffen werden.

Die städtebauliche Struktur nahm Aspekte historischer Blockrandbebauung auf (nach J.P. Kleihues), Vorplanungen und städtebauliche Studien erstellten unter anderem Frei Otto, O.M. Ungers, B.G. Faskel. Die formulierten Planungsschwerpunkte umfassten emanzipatorisches Wohnen und experimentelle Wohnformen, behindertengerechte Wohnungen, umweltfreundliche Baumaterialien und energieschonende Bauweise.

Öffentliche Diskussionen und scharfe Debatten richteten sich auf den Fokus des „emanzipatorischen Wohnens“: Die Feministische Organisation von Planerinnen und Architektinnen (FOPA) und Zaha Hadid kritisierten dabei die männlich dominierte Planungshoheit im Allgemeinen und speziell bei der IBA. Die IBA wurde damit auch zu einer Plattform für die Gleichberechtigung in der Architektur.

Zum Bauwerk: Der Hadid Bau wirkt entgegen ihrer meisten (frühen) Entwürfe zurückgenommen und eher begrenzt dekonstruktivistisch. Ein Umstand, der sich durchaus von den starken Vorgaben des sozialen Wohnbaus ableiten lässt. Eine 3-geschossige Gebäudezeile entlang der Stresemannstrasse mündet in einem 8-geschossigen, keilförmigen Baukörper, der aus unterschiedlich geneigten Wandpartien gebildet wird. Die straßenseitige Fassade wird hier durch eine eloxierte Metallfassade geprägt. In der Erdgeschosszone befinden sich kleine Ladengeschäfte. Die Grundrisse der Standard-Wohnungen im Zeilenbau sind konventionell, im Kopfbau befinden sich auf jeder Ebene drei keilförmig angelegte Wohnungen.

Ansicht Hofseite

Ansicht Hofseite

Das Bauwerk Hadids wirkt auch heute wenig spektakulär und die Bausubstanz ist sichtbar von geringer Qualität (Schäden an Fassade und Fenstern sind gut erkennbar). Wohl auch deshalb gilt die gleichzeitig entstandene Vitra Feuerwache in Weil am Rhein als Durchbruch ihrer beruflichen Karriere. Vielmehr lohnt der Blick auf den damaligen IBA-Diskurs und die städtebaulichen Ideen der gesamten Blockbebauung – auch besonders hinsichtlich der neuen Bedingungen, die seit dem Mauerfall für diesen Teil Berlins entstanden und welche die aktuelle Planung herausfordern.

Weitere Informationen finden sich auf der Seite zur Forschungsinitiative IBA 87:

http://f-iba.de/wohnhof-block-2/