Die Kirche des Heiligen DonatusQuelle: Nataliya Demir-Karbouskaya

Urlaub – Ein Wort, das Freude und Entspannung auf jedem Gesicht erblicken lässt. Urlaub wird von jedem Mensch bis zu kleinsten Detail geplant und mit große Freude erwartet. Für viele bedeutet der Entspannung und vor allem Ruhe. Für die Kunsthistoriker es ist anders – der ständig wachsende kunsthistorische Lustgewinn lässt uns nie in Ruhe. So bald wie an einem neuen Ort angekommen sind, verspüren wir einen enormen Lust möglichst viel Historisches und Kunsthistorisches in der kurze Zeit zu entdecken, zu erforschen und mitzunehmen.

In diesem Sommer durfte ich eine für mich wunderschöne Stadt an der kroatischen Adriaküste entdecken. Zadar (lateinisch Jedera) – eine Stadt mit einer bis ins 2. Jh. v. Chr. reichende Geschichte. Der Stadtkern befindet sich auf einer ca. 1 km langen und 400 m breiten Landzunge und ist gleichzeitig der Ort, an dem sich einige der bedeutendsten Kirchenbauten Kroatiens befinden. Einer davon ist die Kirche des Heiligen Donatus (kroatisch Sveti Donat). Die Kirche befindet sich auf den Ruinen des antiken Forums im Zentralen Teil des historischen Stadtkerns Zadars und war ursprünglich der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Sie wurde als Hauskapelle der Bischöfe vor der romanischen Kirche St. Anastasia (kroatisch Sveta Stošija) und dem Bischofpalast erbaut. Den heutigen Namen bekam die Kirche erst im 15. Jh. zur Ehren des Bischofs Donatus, der sie im 9. Jh. nach byzantinischen Vorbildern errichten ließ. Es handelt sich hier um eine Doppelkirche auf rundem Grundriss mit drei Apsiden im Osten. Bautypologisch ähnelt sich die Kirche der Aachener Pfalzkapelle (zwischen 796 und 805 n. Chr.) und Doppelkapelle in Bonn Schwarzrheindorf (Mitte 12. Jh.).

Die Kirche des Heiligen DonatusQuelle: Nataliya Demir-Karbouskaya

Die unverputzte Doppelkirche ist im Äußeren nahezu schmucklos. Ausnahmen bilden nur im Obergeschoss sich befindenden gekuppelten Rundbogenfenster und Rundbogenblendnischen in den drei Apsiden. Das Gotteshaus wird von einem Ringpultdach bekrönt. Den Abschluss bildet ein Kegeldach. Die Besonderheit der Kirche bilden die kahlen Fundamente, in deren sind antike Bauelemente – Fragmente antiker Säulen, Steinbalken, Kapitelle und andere verschiedene architektonische Elemente eingebaut. Von den zahlreichen in ihrer Fundamente eingebauten Fragmenten sind die Reste des Altars oder des Sockels der Götterstatue, mit einer der Göttin Juno und dem Gott Jupiter, geweihten Aufschrift angebracht. Das Eingangstor sowie das Eingangstor der Galerie bestehen ebenfalls aus antiken Steinbalken (Architrav). Der ursprüngliche Boden wurde entfernt, so dass nun die Pflaster des antiken Forums zu sehen sind.

Blick nach obenQuelle: Nataliya Demir-Karbouskaya

Antike BauelementeQuelle: Nataliya Demir-Karbouskaya

Im Inneren wird der 26 m hohe Hauptraum im Erdgeschoss von einem breiten Umgang und im Obergeschoss von einer Galerie gefasst. Sechs massive Pfeiler und zwei Säulen vor dem Hauptaltar trennen den zentralen runden Raum von dem ringförmigen Rundbau. Dieselbe Reihenfolge der Säulen und der Pfeiler wiederholt sich auch in der Galerie. Während der Hauptaltar sich im Erdgeschoss der großen Apsis befand, wurde der Altar in der Galerie für die privaten Gottesdienste des Bischofs Donatus benutzt.

RundgangQuelle: Nataliya Demir-Karbouskaya

GalerieQuelle: Nataliya Demir-Karbouskaya

TorQuelle: Nataliya Demir-Karbouskaya TreppenQuelle: Nataliya Demir-Karbouskaya

Der sakrale Bau wurde nicht in der ursprünglichen Form erhalten. Es fehlt der südliche Aufbau, der 1930 zerstört wurde, so dass der mittlere kreisförmige Kern zu sehen ist. Unter dem südlichen Dach befinden sich drei Öffnungen, die von der Galerie aus in den erwähnten südlichen Aufbau geführt haben.

Die Kirche wurde 1798 säkularisiert. Heute dient sie als Konzert- und Ausstellungsraum.

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Die Autorin Nataliya Demir-Karbouskaya hat an der Uni Bonn Kunstgeschichte, vergleichende Literaturwissenschaft und Slavistik studiert. Ihre Magisterarbeit in Kunstgeschichte beschäftigte sich mit den Bauten der Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn von 1918 bis 1960. Seit 2012 promoviert sie bei Frau Prof. Dr. Kier und arbeitet bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.