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Portal des Stadtbads Prenzlauer Berg, Fotograf Stephan Müller

Im Februar 1902 konnte nach einer dreijährigen Bauzeit das Stadtbad Prenzlauer Berg in Betrieb genommen werden. Das von Stadtbaurat Ludwig Hoffmann (*1852 Darmstadt †1932 Berlin) errichtete Stadtbad im Prenzlauer Berg war das fünfte seiner Art in Berlin. Dass die preußischen Kommunen überhaupt Volksbadeanstalten bauten, hatte mit den katastrophalen hygienischen Verhältnissen in den Industriestädten zur Zeit der Industriellen Revolution zu tun.

Diese begünstigten Choleraepidemien, denen tausende Städter zum Opfer fielen, allein in Berlin starben im „Cholerajahr“ 1866 über 5.000 Menschen an der Infektion. Die sich in dieser Zeit bildenden Vereine der so genannten Hygienebewegung hatten sich die Errichtung bezahlbarer Volksbäder als Ziel gesetzt. Die städtischen Kommunen übernahmen die Aufgabe, die Daseinsvorsorge wie Wasserver- und -entsorgung, Straßenreinigung, Gas- und später auch die Stromversorgung für Ihre Bürgerschaft zu gewährleisten und waren auch verantwortlich für die Errichtung von günstigen Reinigungsanstalten für die Stadtbewohner.

Bis dahin waren die Volksbäder privat betriebene Einrichtungen, die auf wenig Raum und wenig Licht Brause- und Wannenbäder für die Körperhygiene bereitstellten. Erst mit dem Typus des Stadtbades konnte mit einem zusätzlichen Schwimmbassin auch das Bedürfnis nach sportlicher Betätigung befriedigt werden.

Das Stadtbad wurde im Stile der deutschen Neo-Renaissance errichtet und besaß Anfangs zwei Tiefbrunnen. Aus 46 m wurde das Wasser für die 63 Wannen- und 60 Brausebäder und das 410 cbm fassende, lediglich 24,75 m lange Schwimmbassin gepumpt. Die heutige Längennorm gab es damals noch nicht. 1936 wurden umfangreiche Umbaumaßnahmen durchgeführt. Wichtigste Neuerung war der Versuch, über eine Wegeführung die Besucher an die vorherige Benutzung der Seifräume (heute würde man Duschen sagen) zu gewöhnen.

Trotz Bombentreffer wurde das Haus bereits einen Monat nach Kriegsende wieder in Betrieb genommen, Anfang der Achtzigerjahre war für 1987 eine grundlegende Sanierung geplant. Große Wasserverluste im Becken erzwangen aber bereits 1986 eine komplette Schließung der Schwimmhalle. Diverse Sanierungsvorhaben wurden für das Stadtbad avisiert aber nie durchgeführt, 1997 wurden die letzten Badewannenabteilungen geschlossen

Am 100. Geburtstag des Hauses am 1. Februar 2002 übergab der Liegenschaftsfonds Berlin das Haus einer Anwohnergenossenschaft, die mit EU-Fördermitteln das Haus sanieren wollte, daran aber ebenso scheiterte wie später die Berliner Stiftung Denkmalschutz. Seit 2011 versucht sich die benachbarte Sprachschule an einer Sanierung, mit der Vorgabe, das Haus an drei Tagen die Woche der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Eine Besichtigung des Stadtbads in seiner jetzigen Gestalt ist nur noch im Rahmen von Führungen möglich, Anfragen können bis Januar 2014 unter Bolle Berliner gestellt werden. Das derzeitige Baugeschehen kann auf dem Baublog der Besitzerin verfolgt werden. Das Stadtbad Prenzlauer Berg befindet sich in der Oderbergerstraße 57/ 59, in Berlin.

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Der Autor Stephan Müller lebt und arbeitet im Bezirk Prenzlauer Berg. Er beobachtet die Entwicklung des Stadtbades bereits seit vielen Jahren und beteiligte sich bei der Organisation des Kachelklubs

Stadtbad Prenzlauer Berg ca 2002_klein

Blick in die Schwimmhalle 2002, Fotograf: Stephan Müller.