Als ich vor kurzem durch Zufall bei Flickr auf ein Ausstellungsplakat mit der Überschrift “Mies van der Rohe was a skater” stieß, fragte ich mich nach den Zusammenhängen zwischen moderner Architektur und Skateboardern. Über die Ausstellung ließ sich leider nicht mehr viel in Erfahrung bringen, dafür fand ich zwei Texte, die sich mit Skateboarden als Stadtkritik auseinandersetzen.

Der Artikel “A Performative Critique of the American City: the Urban Practice of Skateboarding, 1958-1998” von Iain Borden, sieht den Kritikpunkt der Skatekultur in den standarisierten und austauschbaren Räumen der kapitalistischen Stadt, welche das Gesamtkunstwerk Stadt abgelöst hat. Zwar kümmern sich die Skateboarder ebensowenig um den ideologischen Inhalt von Architektur, doch rekombinieren sie die physikalische Oberfläche der Stadt in ein Set aus erfahrbaren Elementen wie Geländer, Treppen usw. in einem schon fast situationistischen Sinne.


(Beispiele für das subversive Fernhalten von Skateboardern)
Auch Ocean Howell geht in eine ähnliche Richtung, wenn er Skateboarden in die Geschichte des öffentlichen Raumes und dem Ausschluß von spezifischen Gruppen aus diesem stellt. Der Text “The Poetics of Security: Skateboarding, Urban Design, and the New Public Space” konzentriert sich auf die jüngere Entwicklung hin zu einem konsumorientierten öffentlichen Raum. Dieser simuliert zunehmend Offenheit gegenüber allen Bürgern und entwickelt subversive Methoden des Ausschlusses, wie Stopper an Geländerkanten und löst damit ein Spiel mit den ausgeschlossenen Skatern aus, welche die Hindernisse zu umgehen versuchen. Der von der Jugendkultur wieder hereingetragene Konflikt in den simulierten läßt ihn erst wieder zum öffentlichen Raum werden.

(Wenn Stopper das Skaten verhindern sollen, wird schon mal gerne auf eine Stufe höher ausgewichen)
Schön ist auch das Zitat Levebres im ersten Artikel: “Architecture reproduces itself within those who use the space in question, within their lived experience”. Bei Skateboardern kann dies schon mal an die Schmerzensgrenze gehen, wenn der Olli in einer Bauchlandung auf einer Mieschen Granittreppe endet.