Abb. Jutta Bornholdt-Cassetti, Quelle: privat

Jutta Bornholdt-Cassetti von JOVIS ist langjährige Kooperationspartnerin von urbanophil und gerade von der Frankfurt Buchmesse zurück. urbanophil sprach mit ihr über Architekturvermittlung, Bücher und ein Geheimnis.

 

Liebe Frau Bornholdt-Cassetti, in Zeiten der Digitalisierung und als Interview auf einem Blog natürlich die erste Frage zum Medium Buch. Wenn wir über Architektur sprechen und lesen, braucht es dann überhaupt noch Bücher und ist vieles heute nicht einfacher online zu vermitteln?

Bücher und Zeitschriften können komplexe Themen sowie neue Ideen in der Architektur thematisch einfach besser aufbereiten. Sie können umfassend Architekturdiskurse aufzeigen, historische Zusammenhänge anhand umfassender Recherchen erklären, Prozesse abschließend darstellen und vieles mehr. Onlinemedien haben andere Stärken: über diesen Weg kann jede Form der Zusatzinformation geliefert werden, wie z.B. virtuelle Spaziergänge, Filme, Interviews. Zudem können online vielfältige Verlinkungen gelegt werden.

Beide Medien können aber auch nur über Architektur informieren, reflektieren, anregen und neugierig machen. Was ihnen fehlt ist das Erleben. Sie können die Dreidimensionalität der Architektur, das Raumempfindung und Raumerleben eben nicht ersetzen.

Welche weiteren Zugänge braucht es also Ihrer Meinung nach, um Architektur in der Gesamtheit zu vermitteln und zu reflektieren?

Es braucht verschiedene Plattformen wie Urbanophil, offene Diskussionen, Zugang zur Architektur vor Ort, Informationsveranstaltungen zu lokalen Themen, Rezensionen und die Tagespresse.

Am Sonntag ging die Frankfurter Buchmesse zu Ende. Was empfehlen Sie den Besuchern für 2018 rund um das Thema Architektur?

Ein an Architektur interessierter Besucher muss aufpassen, sich nicht im Überangebot zu verzettelt. Deshalb empfehle ich ihm eine gute Vorbereitung mit Hilfe des Ausstellerkataloges auf der Website der Buchmesse und dem Veranstaltungskalender der Buchmesse. Wenn  diese Auswahl „abgearbeitet“ ist und noch freie Kapazitäten bestehen, dann soll er sich treiben lassen und entdecken.

Und was nehmen Sie von der Frankfurter Buchmesse mit?

Ich selbst nehme viele gute Gespräche und schöne Begegnungen mit und in diesem Jahr ein Hinsteuern unserer Diskussionen auf ein weiteres Haupt-Thema in der Architektur, das wir im nächsten Jahr für unsere Veranstaltungen aufgreifen sollten (ich verrate es noch nicht).

Außerdem nehme ich eine weitere gute Erfahrung der Zusammenarbeit mit unseren Kollegen bei Park Books (Zürich) an unserem Gemeinschaftsstand mit. Unsere Aktion COMMUNICATING ARCHITECTURE in deren Rahmen wir schon im letzten Jahr Veranstaltungen auf der Buchmesse durchführten, wird bekannter und erreicht tatsächlich eine größere Öffentlichkeit, wie wir uns das gewünscht haben. Hier noch einen besonderen Dank an meine Kollegin Domenica Schulz bei Park Books, mit der ich dazu eng zusammenarbeite. Außerdem bedanke ich mich im Namen beider Verlage bei urbanophil für die Medienpartnerschaft mit COMMUNICATING ARCHITECTURE und die langjährige gute Zusammenarbeit.

Was wäre das eine Buch zur Architektur, das es noch geben müsste?

Ein Buch, dass verständlich erklärt, dass Architektur auch oder vor allem ein politisches und gesellschaftliches Thema ist, und uns alle angeht. Ein Buch, das z.B. auch in Schulen eingesetzt werden kann, um früh dafür zu sensibilisieren.

Vielen Dank für Bornholdt-Cassetti für das Gespräch!

 

Jutta Bornholdt-Cassetti hat nach Ausbildung und Praxis als Diätassistentin das Abitur an der Abendschule abgeschlossen, um anschließend Publizistik und Germanistik an der FU Berlin zu studieren. Danach begann sie im Verlagswesen bei Springer für den sie auch einige Jahre in Mailand die Außenstelle aufbaute. Nach der Rückkehr aus Italien wurde sie beim JOVIS Verlag verantwortlich für Pressearbeit, Marketing und Veranstaltungen. Der JOVIS Verlag hat sich u.a. auf die Architektur-Vermittlung konzentriert und setzt dabei Schwerpunkte auf Wohnen und Stadtplanung.

Das Gespräch führte Tobias Meier (urbanophil).