Foto: Piotr MaciaszekDer gemeinsame Urban Design Workshop zwischen der Architekturfakultät der Politechnika Warszawa und dem Institut für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin hat mittlerweile eine langjährige Tradition (siehe die Veröffentlichungen der Ergebnisse der vergangenen Workshops 2006, 2007, 2008 und 2009). In den letzten Jahren wurden die Workshops geleitet von den Mitgliedern von urbanophil Nikolai Roskamm und Stefan Höffken (Workshop 2009).
Im Vordergrund des städtebaulichen Workshops steht der Austauschgedanke, gearbeitet wurde in gemischten Teams aus vier bis fünf Studenten. Gemischt wird damit auf zwei Ebenen: polnische Studierende aus Warschau mit Studierenden aus Berlin, Studierende der Architektur mit Studierenden der Stadt- und Regionalplanung. Zudem ist der Workshop zweigeteilt – je eine Woche in Berlin und eine in Warschau, die auch ein gegenseitiges Kennenlernen von Stadt, Kultur und Menschen ermöglicht.

Entwurfsgebiet

Das Entwurfsgebiet

Die Auswahl des Entwurfsgebietes ist dabei jährlich zwischen den beiden Städten alternierend. Der diesjährige Workshop, dessen erste Woche zwischen dem 30. Mai und 5. Juni in Berlin stattfand, hatte daher als Aufgabenstellung das städtebauliche Umfeld des Bierpinsels in Steglitz. Der Bierpinsel bildet die städtebauliche Betonung des multi-dimensionalen Verkehrsknotens Steglitz, der aus zwei U-Bahnebenen, einer unterirdischen Verteilerebene, der Schloßstraße sowie des Fly-Overs mit Anschluss an das Kreuz Steglitz besteht.
[vimeo]http://www.vimeo.com/12362044[/vimeo]
Ein Ort also, dessen verkehrsplanerische Leitbilder aus des 1960er- und 70er-Jahren unwirtliche öffentliche Räume geschaffen hat, die einen umbedingten Handlungsbedarf ableiten lassen. Insbesondere der Fly-Over, der einst die nie vollendete Bundesautobahn 104 (die Straße, die “Die Fahrt durchs Haus” ermöglicht) mit der Westtangente am Kreuz Steglitz verbinden sollte, ist Relikt und Ausdruck einer (eigentlich) längst vergangenen Stadtentwicklungspolitik.

Foto: Piotr Maciaszek

Foto: Piotr Maciaszek

Der Städtebau und die Architektur der 1970er Jahre beschäftigt auch regelmäßig urbanophil, wie zuletzt in unserer Veranstaltungsreihe “Schonungslos Retro – urbanophil im Bierpinsel”. Wenngleich urbanophil dabei stärker den Fokus auf die Inwertsetzung dieser Stilepoche legt, ist die Auseinandersetzung mit einer zukunftsfähigen Um- oder Nachnutzung der Anlagen von großer Bedeutung für die Erhaltungsfähig und -würdigkeit ebendieser.

Foto: Piotr Maciaszek

Foto: Piotr Maciaszek

Die zur Bauzeit der Anlage propagierte autogerechte Stadt und die dafür notwendige Infrastruktur muss auch insbesondere vor dem Hintergrund von Peak Oil, globaler Erwärmung und Verkehrsgerechtigkeit als zukunftslos betrachtet werden. Folglich stand der Workshop auch unter dem Vorzeichen der Post-Oil City und erlaubte sich somit, Zukunftsbilder zu zeichnen, in denen neue Formen von Mobilität die ehemalig von Verkehrsbauwerken verschlungene Flächen freisetzen.

Foto: Piotr Maciaszek

Foto: Piotr Maciaszek

Für den Workshop stellte die Schloss-Turm GmbH die dritte, derzeit sich in der Sanierung befindliche Etage des Turms zur Verfügung (in dieser Etage fand auch im November 2009 urbanoFILMS#11 statt). Dieser rohe, unfertige Ort bildete die passende Kulisse für den kreativen Prozess der fünf Teams, die sich dem Thema annahmen.
Zur inhaltlichen Einrahmung fanden während der Workshop-Woche Exkursionen und Expertengespräche (bspw. mit Uwe Stäglin, Baustadtrat Steglitz-Zehlendorf) statt.

Foto: Piotr Maciaszek

Foto: Piotr Maciaszek

Die vielfältigen und äußerst unterschiedlichen Zwischenergebnisse der fünf Teams, die in der ersten Workshop-Woche entstanden sind, wurden am Freitag, 4. Juni im Bierpinsel vor interessiertem (Fach-)Publikum präsentiert. In der zweiten Workshop-Woche, die am 27. Juni in Warschau startet, werden dann die in Berlin erdachten und erarbeiteten Visionen in Entwürfe umgesetzt.

Foto: Piotr Maciaszek

Foto: Piotr Maciaszek

Die Ergebnisse des diesjährigen Urban Design-Workshops werden wie auch zuletzt im Anschluss als Online-Publikation des Instituts für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin veröffentlicht.