Auch in diesem Jahr war urbanophil wieder Medienpartner der Aktion COMMUNICATING ARCHITECTURE auf der Frankfurter Buchmesse. Am gemeinsamen Stand von JOVIS (Berlin) und Park Books (Zürich) wurden spannende Themen rund um Architektur und dazugehörige Bücher diskutiert. Wir möchten hier die Ergebnisse kurz zusammenfassen und werden in den nächsten Tagen auch ein Interview mit Jutta Bornholdt-Cassetti von JOVIS zu Anlass und Hintergrund der Reihe veröffentlichen. Schon am ersten Tag diskutierten Isabella Göring, Leiterin der Akademie der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, und Eva Guttmann, Vorstandsmitglied der Architekturstiftung Österreich, unter dem Thema “Das neue Bauen – Kollektives Arbeiten in der Architektur“ über das zunehmende Bedürfnis nach Beteiligung der Anwohner bei Planen und Bauen. Beide stimmten überein, dass die Politik gefordert ist, den Wert der Partizipation zu erkennen und dafür sinnvolle Strukturen zu schaffen.

Am zweiten Tag stand am Vormittag das Thema “Nachkriegsmoderne und Denkmalpflege – Zum Umgang mit dem baukulturellen Erbe der 1950er- bis 1970er-Jahre” im Zentrum. Wolfgang Schneider, Vorsitzender der Lavesstiftung und Präsident der AK Niedersachsen, Felicia Riess, Referentin für Architektur der beiden Institutionen, und Olaf Gisbertz, Leiter des Zentrums Bauforschung, Kommunikation, Denkmalpflege der TU Braunschweig diskutieren den Stellenwert dieser wenig beachteten (und wenig geliebten) Epoche. Aufgrund der jüngeren Baugeschichte leben die entsprechenden Architekten meist noch und müssen wie Anwohner und Öffentlichkeit beteiligt werden. Vor allem auch über Buchpublikationen und die Presse kann ein neuer Blick auf diese Bauten erreicht werden, hier ist weiteres Engagement vonnöten. Am Nachmittag sprach Eva Guttmann von Park Books dann mit Oliver Elser, Deutsches Architekturmuseum (DAM) Frankfurt, Kurator der Ausstellung „SOS Brutalismus – Rettet die Betonmonster“ zum gleichen Thema. In Zusammenarbeit mit der Wüstenrot Stiftung hat das Deutsche Architekturmuseum das Phänomen des Brutalismus weltweit untersucht. Bemerkenswert dabei war, dass diese Architektur international und quer durch alle politischen Systeme zu finden ist. Gemeinsam ist allen, dass die Bauten häufig in einer Phase des Aufbruchs entstanden und meist institutionelle Erscheinungen wie etwa staatliche Kulturzentren, Universitäten und Kirchen sind. Die brutalistischen Gebäude weltweit sind aktuell in einem kritischen Bauzustand. Die Initiative des DAM und der Wüstenrot Stiftung gilt dem Schutz, dem Erhalt und der Nachnutzung dieser Bauten. Ähnlich wie die Diskutanten am Mittag thematisierte Oliver Elser die oft komplexen Beweggründe, die dem Schutz zugrunde liegen. Die Zugehörigkeit zur Nachkriegsmoderne ist meist nicht alleiniges Kriterium, sondern der individuelle kulturelle Kontext des Gebäudes spielt eine grosse Rolle. Oliver Elser machte deutlich, dass er die Verantwortung nicht alleine bei der institutionellen Denkmalpflege sieht, sondern ein breites öffentliches Bewusstsein für das Erbe dieser Zeit geschaffen werden muss.

Am dritten Tag wurde über “Landschaft, Stadt und Stadtlandschaft” diskutiert. Während vormittags Eva Guttmann von Park Books mit Juanita Schläpfer-Miller vom Zurich-Basel Plant Science Center zum Thema „Stadtnatur – Voraussetzung für die zukunftsfähige Stadt“ disktutierte, stand der Nachmittag unter der Fragestellung “Urbane Freiräume – die Sehnsucht nach städtischen Wohlfühlorten”. Constanze A. Petrow, Professorin für Freiraumplanung, und Landschaftsarchitekt Kamel Louafi berichteten von ihren Erfahrungen in der Planung von grossen und kleinen Parkanlagen und Plätzen. Dabei wurde unter anderem die Rolle der Presse hervorgehoben, die die Öffentlichkeit umfassend informieren sollte, denn beide halten die Einbeziehung der zukünftigen Nutzer für zentral, um Identifikation zu ermöglichen und einen funktionierenden Freiraum zu schaffen. Aber auch die Verantwortung jedes Einzelnen bei der Nutzung der Freiräume stand im Mittelpunkt des Gesprächs.