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Die Geschichte um die Sanierung des Rathaus von Elmshorn zeigt, dass es für die Denkmalpflege oft ungemein schwierig ist, ihre Arbeit zu verteidigen und den baukulturellen Wert eines Gebäudes der 1960er und 1970er Jahre verständlich zu vermitteln. Sobald Baumaßnahmen gestoppt werden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Mißständen von Gebäuden ausgesetzt sind und die Presse negativen Wind verbreitet, werden die Denkmlpfleger als Verhinderer gesehen und die Geäude zur Lachnummer (so wie im Film von Extra3).

Dabei handelt es sich beim Elmshorner Rathaus um ein kleines Schmuckstück. Nach dem Vorbild des Rathausbaus von Rødovre (Arne Jacobsen, 1952-56) gebaut, spiegelt es noch heute die junge Demonkratie und die Modernisierung einer noch im Wiederaufbau befindenen jungen Republik wider. Der Rückgriff auf die Formen- und Architektursprache der skandinavischen Länder ist dabei kein Zufall, sondern bewusste Handlung – wurde diese als demokratisch und extrem modern, funktional, einfach und dennoch repräsentativ gesehen. Das Rathaus von Emlshorn ist eine auf das Wesentliche reduzierte Architektur.

Sie ist verletzlich. Darin mag man eine Schwäche des Funktionalismus oder sagen wir besser der Klassischen Moderne überhaupt erkennen. Sie verlangt von ihrem Benutzer bestimmte Regeln, sofern ihre ästhetische Dimension nicht geschwächt werden soll. Für die Architekten der Moderne bedeutete diese Konzentration auf das Wesentliche jedoch eine Befreiung des menschlichen Wesens im Sinne einer möglichen Selbstbehauptung gegenüber und in dem gebauten, leichten Raum. (Astrid Hansen, Das Rathaus von Elmshorn – Zum Denkmalwert der Architektur der 1960er Jahre)

Die Architektur dieser Zeit verdient unsere Aufmerksamkeit und Pflege, denn sie ist in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig. Ganz nach dem Motto der Architekturbiennale 2012 “Reduce, Reuse, Recycle” sollten auch Gebäude der 1960er Jahre behandelt werden – und alle Kulturdenkmäler sind nicht weniger Denkmal als ein mittelalterliches Fachwerkhaus, ein barockes Schloss oder eine Gründerzeitschule. Es lohnt der zweite Blick – am besten gleich einmal hinfahren und angucken. Wünschenswert wären gute Architekturführungen, gute und sachliche Pressearbeit und die Begeisterung der Bürger für ihr Rathaus – und seinen hervorstechenden Wert.