Mitglieder von Urbanophil wussten es schon im Dezember, als die Schlossentwürfe vorgestellt wurden…

Vor ein paar Tagen gab es erfreuliche Nachrichten durch das Kartellamt. Dieses hat den Vertrag zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses zwischen dem italienischen Architekten Franco Stella und dem BBR für nichtig erklärt. Geklagt hatte der Architekt Hans Kollhoff, der im Wettbewerb lediglich Dritter geworden war. Grund für die Klage war, dass Stella sehr wahrscheinlich die Teilnahmebedingungen nicht erfüllt hat (bzgl. Mitarbeiter und Umsatz) und stattdessen zwei große Architekturbüros als “Subunternehmer” (Stella) beschäftigt hat. Diese Architekturbüros – die bekannten Gerkan, Marg und Partner (gmp) und Hilmer, Sattler und Albrecht (HSA) – hatten ebenfalls am Wettbewerb teilgenommen, waren jedoch ausgeschieden. In dem 50-seitigen (!!!) Urteil des Kartellamtes wird das ganze Desaster deutlich, wie auch der Tagesspiegel berichtete: Es gebe laut Vergabekammer “massive Zweifel an der Fähigkeit [des Architektenteams] auch wirklich zusammenzuarbeiten”. So würden gmp und HSA häufig gemeinsame Sache gegen Stella machen, der deshalb faktisch nicht als Projektleiter fungieren würde. Laut Kartellamt habe die Vereinbarung zwischen dem Bund und Stella deshalb den “Charakter eines Scheinvertrages”. Im Urteil des Kartellamtes wird zudem deutlich, dass es offensichtlich auch auf Seiten des Bundes große Zweifel an der Zuverlässigkeit des Architekten Stella gibt. Aus der im Urteil veröffentlichten Korrespondenz zwischen dem BBR und Stella geht hervor, dass dieser mehrfach wichtige Termine und Fristen verstreichen ließ, ebenso wie sein von ihm beauftragter Kontaktarchitekt, der einen Termin mit dem Bund aufgrund von ‘Überlastung’ absagte: man sei mit dem Entwurf für einen Wettbewerbsbeitrag beschäftigt!

All das ist harter Tobak und eine ziemliche Blamage für das Bundesministerium. Auch wenn es offiziell natürlich noch niemand zugeben will – es wird natürlich zu Verzögerungen kommen – aber das Verschieben von Zeitplänen hat mittlerweile Tradition in dieser Angelegenheit. Wer noch mehr über Hintergründe und weitere Pannen wissen möchte, dem sei die aktuelle Ausgabe der Zitty empfohlen, die bereits vor der Entscheidung des Kartellamtes titelte: “Der grosse Bluff – Warum das Stadtschloss ein Luftschloss bleibt”. Außerdem zu empfehlen ist die Seite Schlossdebatte.de, auf der es ausführliche und kritische Informationen zu dem geplanten Schlossbau gibt.