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Shanghai geht mit einer neuen Generation von  Elektrobussen an den Start. Nachdem Osnabrück den ersten Elektrobus Deutschlands im Linienverkehr feiert, besser gesagt im Testverkehr, geht es in Asien mit großen Schritten in die Zukunft. Als ich gestern Morgen aus dem Haus kam habe ich meine Bushaltestelle ,im westlichen Shanghai, kaum mehr wiedererkannt. An der beschaulichen Haltestelle (ein Schild mit Busnummer) wurden über Nacht zwei große Pfeiler aufgestellt, die ein kleines Dach über der Halteposition des Busses  bilden. In Deutschland noch nicht gesehen, kannte ich diese „Ladedächer“ schon von der EXPO- sie sind für Elektrobusse.

Das Shanghaier Busnetz wird schon seid einiger Zeit mit Elektro- und Hybridbussen bedient. Doch nach der EXPO wird die neue Generation der E-Busse Schritt für Schritt in den normalen Linienverkehr  integriert. Dabei setzt Shanghai auf zwei Typen von elektronischen Ladesystemen. Bei dem einen System fährt der Bus mit einer Lithium-Ionen Batterie, die nach der Fahrt in der Werkstatt gewechselt werden muss, der andere Typ fährt mit einem so genannten Supercap (Superkondensator).  Der Lithium Batterie Bus ist schon länger im Einsatz, die Supercap Busse allerdings sind neu. Diese Busse haben Batterien, die auf häufiges Laden- und Entladen bei hoher Leistungsfähigkeit ausgelegt sind, dafür ist die Speicherkapazität eher gering. Geladen werden muss der Bus an ca. jeder zweiten Haltestelle. Das geschieht allerdings während die Fahrgäste ein- und aussteigen- für eine komplett Aufladung braucht der Bus nur 30 Sekunden.  Mit der Schnellaufladung kommt der Bus dann bis zur nächsten Haltestelle bzw. Ladestation. Das Aufladen funktioniert ähnlich, wie bei Oberleitungsbussen. An den Haltestellen sind Ladeschienen an die der Bus mit einem ausfahrbaren Abnehmer andockt.

Supercapbus an Haltestelle mit Ladevorrichtung (Bild: Autor)

Ein Plus bei dem in Shanghai häufigen stop- and go Verkehr ist die Energierückgewinnung durch die Bremsen. Haken an den Supercap Bussen ist, dass sie wegen ihrer begrenzten Speicherkapazität  bis dato nur in Städten ohne nennenswerte Topographie genutzt werden können. Da Shanghai aber eher mit niederländischer Topographie aufwartet ist das kein Problem. Die neuen Supercap-busse wirken auf die sonst rasanten Shanghaier Busfahrer wie eine Umerziehung, das Anfahren ist verhältnismäßig schwach und die beste Energienutzung liegt bei 50Kilometer pro Stunde. Das sich der Einsatz dieser Busse auch wirtschaftlich lohnt hat die Erfahrung gezeigt. Das zeigt sich allein schon in den günstigeren Anschaffungskosten verglichen mit den Lithium-Ionen Batterie Bussen. Noch dazu brauchen die Busse 40% weniger Energie als Oberleitungsbusse und erzeugen nur ein Zehntel der Energiekosten eines Dieselbusses. Was bleibt ist die Frage, ob gerade in China wo Strom hauptsächlich aus Kohlekraftwerken kommt, sich solche Busse aus umweltschutz Gründen überhaupt lohnen. Die Antwort der Forscher und Hersteller ist ja, im Vergleich zu Dieselbussen erzeugen die Busse selbst Kraftwerksemissonen miteinbezogen immer noch 2/3 weniger Emissionen als herkömmliche Dieselbusse.

Lithium-Ionen Bus: Akkuwechsel in Werkstatt (Bilder: mgl-europe)

Ein Elektrobustyp der mittlerweile in einigen Reisebusse in China genutzt wird, aber nicht im Linienverkehr, verfügt über eine Hochleistungsbatterie. In der Südkoreanischen Hauptstadt Seoul sind solche Busse seid dem Sommer auch im Linienverkehr zu finden.  Die Busse können in nur 20 Minuten komplett aufgeladen werden und haben eine Reichweite von 120km- bei bis zu 100 Stundenkilometer. Über 3000 Stück dieser Busse werden in Seoul bis 2020 unterwegs sein und der nächste Clou ist schon in Vorbereitung. Die nächste Generation wird per drahtlosem elektrischem Feld unter der Fahrbahn betrieben. Herzlichen Glückwunsch Osnabrück.

Seoul: Neuste Technologie (Bild: KBS world)

Der neue Elektrobus geht 2011 in Betrieb. (Stadtwerke Osnabrück)

Osnabrück: Der erste Elektrobus Deutschlands im Testbetrieb (Bild: Stadtwerke Osnabrück)