Die »L« in Chicago Loop-District

Im Zeitalter der Verstädterung der Welt und beschleunigtem Klimawandel wird urbane Mobilität von immer größerer Bedeutung. Die Herausforderung für PlanerInnen ist es, einen attraktiven, umweltschonenden und effizienten Nahverkehr zu ermöglichen. Trotz (mehr oder weniger intensiven) Bemühungen der Autoindustrie, den MIV umweltfreundlicher zu gestalten, kann die Antwort auf die Mobilitätsfrage nur vom Umweltverbund (Fahrrad, Fußgang, ÖPNV) gegeben werden. Doch insbesondere der ÖPNV ist für die kommunalen Haushalte ein erheblicher Posten. Und doch bildet er das Rückgrat der urbanen Mobilität und kann den umfassendsten Beitrag zur Verkehrsgerechtigkeit leisten. Also lautet die Aufgabenstellung den ÖPNV so günstig wie möglich zu halten und dennoch effizient durchzuführen.

Und so ist Werbung im ÖPNV nun wahrlich kein neues Thema. Doch Chicago geht nun einen Schritt weiter: Neben den üblichen Plakatwerbungen auf den Bahnhöfen und Haltestellen und in den Fahrzeugen, sollen ab sofort Namensrechte für ganze Linien und Stationen vermarktet werden, um der chronisch unterfinanzierten Chicago Transit Authority zu mehr Einnahmen zu verhelfen. So wird es wohl bald anstatt der Red Line eine Wallmart Line, die Subway Elevated o. ä. geben.
Ganz neu ist das allerdings nicht: Anfang November wurde anlässlich der Eröffnung eines Apple Stores in Chicago der U-Bahnhof in “Apple Stop” umbenannt. Allerdings hatte Apple zuvor den gesamten U-Bahnhof auf eigene Kosten saniert. Schließlich wollte man dem Verkaufserfolg im neuen Laden nicht dem Zufall überlassen…
Glücklicherweise ist es bei uns noch nicht so weit gekommen. Allerdings stellt sich auch hier die Frage, was zu tun ist, wenn beispielsweise ein großflächiger Einzelhändler neu aufmacht und auf einmal vollkommen neue Verkehrsströme entstehen. Als lobenswertes Beispiel kann dort ein IKEA in Düsseldorf gelten, der jährlich 45.000 Euro für eine Buslinie bezahlt, die nahezu exklusiv dem Möbelmarkt und seinen Kunden dient. Und da ist der Beiname “IKEA-Linie” wohl auch gar nicht so problematisch.