80er, Punk und Pariser U-Bahn – eine ungewöhnliche Mischung, ist doch die Métro wegen ihrer strahlend weiß gekachelten Tonnendecken und der Jugendstilornamentik eher unter dem Stichwort der Nostalgie im globalen Gedächtnis verankert. Doch der urkomische Kurzfilm „Barres“ (Luc Moullet, 1984) und der rasante Spielfilm „Subway“ von Luc Besson (1985) zeugen in ihrer 1980er Jahre Ästhetik davon, dass die Métro mehr ist als hübsche Verkehrsarchitektur.

Das trickreiche Überwinden der Sperren („Barres“) oder das klassenüberwindende Austricksen der High Society („Subway“) zeigen die Métro als gesellschaftspolitische Metapher, Identifikations- und Sehnsuchtsort und Teil der Pariser Stadtlandschaft. Oder in den Worten von Marc Augé, der sich interessanterweise ebenfalls in den 1980er Jahren mit der Métro beschäftigt hat: „Es ist ein Privileg der Einwohner von Paris, den Plan der Métro als Gedächtnisstütze benutzen zu können, als Auslöser von Erinnerungen, als Taschenspiegel, in dem die Geister der Vergangenheit einen Augenblick aufblitzen und aufgeregt herumschwirren.“ Bei Luc Besson sogar auf Rollschuhen und in Lederjacke.

Kurzfilm: Barres, Luc Moullet, 1984, 14 min
Spielfilm: Subway, Luc Besson, 1986, 104 min

urbanoFILMS #35 “Merci Métro”
Freitag, 22.2.2019, 19.00 Uhr
Centre Francais de Berlin, Müllerstraße 74, Berlin-Wedding

Eintritt frei. Einlass ab 18.30 Uhr.
Der Filmabend findet statt im Rahmen der internationalen Tagung „Underground Architecture Revisited“ (20.–23.02.2019 in der Berlinischen Galerie).

Mehr Information zu den Filmen:

Barres
Der Film Barres (dt. „Sperren“) zeigt auf beinahe dokumentarische Weise, wie sportlich und gewitzt die Pariser*innen in der Métro schwarzfahren: Der “Sperren-Sprung“ als olympische Disziplin wäre für Frankreich ein Garant für Goldmedaillen. Gesellschaftspolitischen Unterton verleihen dem Film die drei Aufsichtsbeamte, die entsprechend der damaligen innenpolitischen Handhabung mal mit Nachsicht, mal mit Härte, aber immer verlustreich Katz und Maus mit den Schwarzfahrer*innen spielen.

Subway
Fred (Christopher Lambert) ist Pariser Edelpunk und Musiker. Um eine Band zu gründen stiehlt er auf der Geburtstagsparty der reichen Héléna (Isabell Adjani) brisante Dokumente. Als er versucht, die gestohlenen Papiere zu Geld zu machen, verliebt er sich in Héléna. Um den Killern zu entkommen, die Helenas Ehemann auf ihn ansetzt, taucht er im Gewirr der Métro unter… Atmosphäre und Architektur der Métro geben dem Film einen unverwechselbaren Raum und skizzieren mit schnellen Strichen ein
Gesellschaftsbild nach.