Foto: Strellson/Bianchi

Videospiele spiegeln auch immer den aktuellen Lifestyle wider. Sie eröffnen Möglichkeiten, die man in der Realität nicht hat. Man verkörpert einen Superhelden, baut Städte und Welten, oder rast mit einem südhaft teueren Sportwagen mit halsbrecherischem Tempo durch die Gegend. Doch das Auto hat zunehmend als Statussymbol unter jungen Menschen ausgedient. Der Spiegel titelte “Mein Haus, mein Boot, mein Fixie-Bike“. Ein namenhafter Herrenausstatter hat sich vor Kurzem mit Bianchi zusammengetan, um eine Kollektion von Mode für “young professionals” anzubieten, die mit ihrem Minimalisten-Rennrad zum Job als Unternehmensberater sausen. Und die Seite Copenhagen Cycle Chic sammelt die Fotos dieser neuen Generation von Radfahrern.
Da ist es nur konsequent, dass es nun auch das passende Videospiel gibt: »Hipster City Cycle« heißt es, erscheint am heutigen 19. Mai 2011 für iOS (iPhone/iPod Touch) und wird daher an dieser Stelle rezensiert.

Das Spielprinzip ist simpel, der Stil nostalgisch (8-Bit), das Thema aber brandaktuell: Man spielt Binky, der alle Erfordernisse eines zeitgenössischen semi-professionellen Stadtradlers erfüllt: 80er-Jahre Rennrad-Käppi, hautenge Jeans, Fahrradkurier-Tasche und Oberlippenbart. In Philadelphia muss Binky Fahrradrennen bestehen, kann neue Rahmen und Räder kaufen, Facebook-Fans hinzugewinnen und Parties veranstalten. Die Steuerung erfolgt durch gleichmäßiges Strampeln per Fingertippen, das Lenken durch Drehung des iPhones. Sonderpunkte erhält man für “Trackstands”, also ganz stylisch ohne Fußabsetzen stillzustehen.

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Das Spiel enthält eine angenehm unaufgeregte Dosis Selbstironie und kleine, gut beobachtete Details: So finden sich die meisten Schlaglöcher natürlich auf den – ohnehin spärlichen – Radspuren. Dass die Anzahl an Radspuren so gering ist, mag vielleicht auch an der Stadt liegen, die sich die Entwickler ausgesucht haben, denn Philadelphia ist wahrscheinlich nicht gerade das anerkannte Fahrradfahrer-Mekka. Dafür haben sie sich viel Mühe gegeben der Stadt lokales Flair zu verleihen: So sind alle Pixel-Passanten im Spiel nach dem Vorbild von “echten” Bewohnern von Philadelphia gestaltet worden, die sich per Foto bewerben konnten.

Die Entwickler Michael Highland, Alex Alsup, Kevin Jenkins und Keith McKnight haben das Spiel in ihrer Freizeit entwickelt. Sollte es sich als Verkaufserfolg herausstellen, planen sie eine Portierung für das AndroidOS. Und am liebsten würden sie das Spiel auch für andere Städte anbieten. Also: Vielleicht gibt es ja in Zukunft auch ein Hipster City Cycle: Berlin?!

Fazit: Guter, kurzweiliger Spaß, der das Rad als urbanes Verkehrsmittel in die Videospielwelt bringt. Für 1,59 € sehr lohnenswert.

» Hipster City Cycle im Apple App Store (1,59 €)