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Rezension | Hipster City Cycle (App)

Videospiele spiegeln auch immer den aktuellen Lifestyle wider. Sie eröffnen Möglichkeiten, die man in der Realität nicht hat. Man verkörpert einen Superhelden, baut Städte und Welten, oder rast mit einem südhaft teueren Sportwagen mit halsbrecherischem Tempo durch die Gegend. Doch das Auto hat zunehmend als Statussymbol unter jungen Menschen ausgedient. Der Spiegel titelte "Mein Haus, mein Boot, mein Fixie-Bike". Ein namenhafter Herrenausstatter hat sich vor Kurzem mit Bianchi zusammengetan, um eine Kollektion von Mode für "young professionals" anzubieten, die mit ihrem Minimalisten-Rennrad zum Job als Unternehmensberater sausen. Und die Seite Copenhagen Cycle Chic sammelt die Fotos dieser neuen Generation von...
urbanspacemag#3 copy+paste, 110 Seiten, 9,90 Euro

Die Kunst des Kopierens

Das aktuelle urbanspacemag # 3, herausgegeben vom Hamburger spacedepartment, geht der Frage nach, was das Prinzip „Copy and Paste“ für die Architektur, die Stadt und darüber hinaus zu leisten vermag. Copy and Paste – das bedeutet, schnell und preisgünstig zu sein, wie man in den Texten zum aktuellen Bauen in China nachlesen kann, die zudem noch Hintergründe chinesischer Baukultur beleuchten (Viktor Oldiges: „ReisschnapsKonfuzianismus“ und Tobias Mohn: „Open up the West“). Es zeigt sich, dass Copy und Paste eine Kulturtechnik sein kann, die auch schon im Potsdam des 19. Jahrhunderts angewandt wurde und bis heute gemocht wird (Erik Hannibal: „Preussische Palmen“)....

Rezension: »Marina City – Betrand Goldberg’s Urban Vision«

Chicago, Prototyp der amerikanischen Großstadt. Die Stadt des Rasters. Die Logik der ökonomisch maximalen baulichen Ausnutzung des Grundstücks. Ausgerechnet an diesem Ort stehen die zwei runden Türme von »Marina City«, die geradezu unverschämt trotzig eine Einpassung in ihre Umgebung verweigern. Ein Objekt, das herausragende architektonische Qualitäten hat und zugleich viel mehr ist, als einfach nur Architektur. Im Juni 2010 ist nun die Monographie »Marina City – Betrand Goldberg’s Urban Vision« von Igor Marjanovic und Katerina Rüedl erschienen. Urbanophils inhaltlicher Fokus in diesem Jahr auf die Architektur und den Städtebau der 1960er und -70er Jahre verlangt nach einem Blick in dieses...

Entdecke Deine Stadt

Das Angebot an Büchern über Stadtplanung ist schier unerschöpflich -  für Erwachsene. "Entdecke Deine Stadt" ist ein reichhaltig mit Illustrationen, Fotos und Ideen gespicktes Buch zum mitmachen für Kinder und Jugendliche, die auf Stadtsafari gehen wollen. Der Inhalt des Buches von Lisa Rienermann und Anke M. Leitzgen ist in verschiedene Kapitel eingeteilt, die Fragen zu unterschiedlichen Themen der Stadt aufwerfen: Was macht eine Stadt lebenswert? Wem gehören die Straßen? Wie erobert sich die Natur die Stadt zurück? Was ist so cool am spielen in der Stadt? Auf diese und viele andere Fragen gibt es natürlich Antworten. Diese werden durch witzige...

Nicht nichts sondern großartig: Brachland

Brachland in der Neuköllner Oper (Foto via Neuköllner Oper) Sie sagte zu mir: Dieses Theaterstück sollte eine Pflichtveranstaltung für alle Architekten und Stadtplaner sein. Und nach meinem sonntag-abendlichen "Selbstversuch" muss ich ihr völlig Recht geben: Was die Schauspielerinnen dort auf die Bühne bringen ist großartig. Hinreißend und voller Inbrunst nehmen sie den gemeinen Stadtplaner auf die Schippe und ein wenig fühlt man sich doch an sich selbst erinnert. "Nicht-Leere" braucht "Leere" um "Nicht-Leere" zu sein, ebenso braucht "Etwas" "Nichts", um "Etwas" zu sein. Warum also aus allem "Nichts" "Etwas" machen und nicht einfach als "Nichts" bewahren? Die Schauspielerinnen begeben sich...
VWS der Findling in der Rosa Röhre. Foto: Oper Dynamo West

In der Röhre geschaut: “VWS Der Findling”

„...was mir bleibt, wenn mir nichts blieb“ steht mitunter zu Beginn des Stücks in Buchstaben aus Licht an einem schmalen, langen Streifen der Bühne der Oper Dynamo West. Von dem gestrigen Abend bleibt viel. Nach dem Bahnhof Zoo, dem Europacenter und dem Bikinihaus am Breitscheidplatz sind es nun die Flachwasserrinne und ihr Beckenrand einige Stockwerke unter der Rosa Röhre, unter dem Zentrum der Versuchsanstalt für Wasser- und Schiffbau, die sinnlich in Szene gesetzt werden. Die Oper Dynamo West inszeniert “VWS Der Findling”, eine Musiktheater-Performance nach Heinrich von Kleist und Heiner Müller in der “Rosa Röhre” im Tiergarten. Die Regisseurin Janina...

Rezension + Tipp: „Post Oil City“

  Noch bis zum 18. Juli ist in der Berliner ifa-Galerie eine höchst empfehlenswerte Ausstellung zu besichtigen: Post Oil City, über die „Stadt nach dem Öl“. Die Ausstellung ist auf Grundlage der gleichnamigen Arch+-Ausgabe vom Januar 2010 konzipiert worden (das Heft ist in der Ausstellung oder über die Website käuflich erhältlich). Post Oil City ist nach den Oberthemen „Nachhaltigkeit“, „Stadtverkehr“ und „Stadtsystem“ gegliedert. Für jedes der drei Themen wurde eine umfangreiche und höchst informative (mehr …)

Metasprache des Raums

  Metasprache des Raums – so der Titel des neu erschienenen Buchs zu Eckhard Schulze-Fielitz. Und tatsächlich scheint die Stukturierung des Raumes entlang unsichtbarer geometrischen Linien als das verbindende Element im Werk des 1929 in Stettin geborenen Architekten: vom frühen Erfolg des Landeshauses in Köln über seine abstrakten Raumstudien und im Luftraum angesiedelten Städte in den Sechziger Jahren bis hin zur Siedlung Ach, der, so Schulze-Fielitz, „gelandeten Raumstadt“. (mehr …)

100 Jahre “immerfort werden und niemals sein”

Die wahrscheinlich berühmteste Aussage über Berlin  - es sei "dazu verdammt: immerfort zu werden und niemals zu sein" - wird dieses Jahr 100 Jahre alt. Aus Anlass dieses Geburtstags und aufgrund der so hohen Zitierquote ein Plädoyer, die treffsichere und polemische Analyse "Berlin. Ein Stadtschicksal" von Karl Scheffler einmal zu lesen. "Wo rückhaltlose Bejahung unmöglich ist, die Verneinung des von der Geschichte Gegebenen aber lächerlich wäre, bleibt nur jener Blick auf die Bestimmung, die mit dem isolierten Objekt zugleich dessen Entwicklungsgesetz wahrnimmt und darüber die Worte schön und häßlich fast vergißt. Fast! Denn wer vermöchte diesen Standpunkt eines ehrfürchtigen Fatalismus...

Rezension | Schriftenreihe METROPOLE

//Urbanophil eröffnet eine Rezensionsreihe. Hier werden wir künftig unregelmäßig neue Publikationen vorstellen und besprechen. Den Auftakt macht Christian Berkes, der redaktioneller Mitarbeiter bei ARCH+ war und als Stadtforscher in Berlin lebt.// Auffassungen der Wissenschaft über das Wesen der Welt Kehrt man am ersten frühlingshaften Tag des Jahres vom Seespaziergang zurück, war man offensichtlich der einzige, der drei insgesamt 900seitige Bücher und einen Laptop in einem Rucksack ohne stilistischen Mehrwert mit sich herumgetragen hat. Man könnte sich fragen, wozu. Die Antwort: wissenschaftliche Begleitung. Das steht auf dem Umschlag des ersten Bandes der Schriftenreihe „METROPOLE:“, welche seit 2007 die Arbeit der Internationalen...