Während Streetart-Künstler in Galerien und Museen vordringen und die ersten kunsthistorischen Dissertationen sich an die historiographisch ästhetische Aufschlüsselung machen, werden einige die Notwendigkeit eines weiteren Streetartfilms so kurz nach Banksy bezweifeln.

Wie lebendig das Phänomen jedoch ist und auf welche Weise sich Streetart und avantgardistische Kunstformen wie das Happening die Hand reichen, zeigt etwa ein roter Würfel, der in Anne Bürgers Film ‘Street Art. Die vergängliche Rebellion’ (Arte, Do 22 Uhr) auf menschlichen Beinen die U-Bahn besteigt.
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=W6oq_RabWaw[/youtube]

Darüber lässt sich also schon noch etwas sagen, dazu lässt sich auch noch etwas zeigen: Wie ein unfreiwilliger Witz wirkt es, wenn in Moskau die öffentliche Aufsicht die Häuserfassaden auf der Jagd nach neuen Tags mit einem Bunten Flickenteppich an Übermalung zu überzieht und dabei neue, abstrakte Bilder erzeugt – diese unfreiwillige Ironie enthält mehr institutionskritisches Potential als so mancher Streetart-Gag einer oft allzu ‘vergänglichen Rebellion’.

Doch das Spiel mit dem Blick auf das Alltägliche besitzt nach wie vor subversives Potential, das mit künstlerischen Strategien zum Leben erweckt werden kann. Die Irritation, die wir gegen das Bild eines im Straßenstaub schlafenden Menschen empfinden, kontrastiert und konkurriert mit den Reaktionen auf die reale Armut, die im winterlichen Paris in die Augen springt. Und ruft so zugleich eine Reflexion über unbewusste Wertungen im Sehen und Wahrnehmen auf.

Daher kann es auch im Bereich Streetart sinnvoll sein, zu differenzieren und zu scheiden, genau hinzusehen und sich für das zu begesitern, das wie ein Fragezeichen inmitten des Stadtraums steht und überrascht.