Koyaanisqatsi ist ein außergewöhnlicher Film. Dieses Meisterwerk von Godfrey Reggio aus dem Jahr 1982 hat Spielfilmlänge und doch wird kein einziges Wort gesprochen. Der Film besteht ausschließlich aus Bildsequenzen, die sich assoziativ zu einer Kritik am modernen Lebensstil der westlichen Gesellschaft zusammenfügen. Die Bildsequenzen sind zur brillanten Musik von Philip Glass montiert. Der Film beginnt und endet mit dem Start einer Rakete – dem ultimativen Symbol für Technologie, um dann die Weiten einer Wüstenlandschaft zu zeigen. Im Kern des Films stehen allerdings Stadtansichten bzw. Ansichten des städtischen Lebens.

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»koyaanisqatsi« (Hopi):
“Leben in Aufruhr”
oder
“Leben außer Balance”

Der Titel, die Wahl der Bilder und auch wie Reihenfolge der Bildsequenzen haben überwiegend zu der Rezeption geführt, dass es sich bei Koyaanisqatsi um einen zivilisationskritischen Film handelt. Doch ist der Film tatsächlich anti-urban? Denn schließlich behandelt der Film überwiegend das städtische Leben als Ausdruck des modernen Lebensstils. Und zeigt dabei auch gerade die Abgründe des städtischen Lebens.
So ist eine der eindrucksvollsten Sequenzen des Films die Sprengung von Pruitt-Igoe, dem dramatisch gescheiterten Modellprojekt des amerikanischen sozialen Wohnungsbaus.

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Trailer zu "The Pruitt-Igoe Myth", einem anderen, sicherlich sehenswerten Film

Das faszinierende an diesem Film ist, dass ihn wahrscheinlich jeder anders sieht. Und so lässt sich Koyaanisqatsi auch als Ode an die Technologie interpretieren, die sich auch gerade in Städten manifestiert. Der Regisseur Godfrey Reggio ist auch mit dieser Interpretation einverstanden. Denn eines erreicht dieser Film in jedem Fall: Er macht nachdenklich.

Fazit: Ein brillantes Meisterwerk, das jeder Stadtforscher gesehen haben sollte. Umbedingt ansehen!

Koyaanisqatsi ist übrigens der erste Teil einer Trilogie, wobei im zweiten Teil Powaqqatsi die Zivilisationskritik deutlich interpretationsfreier wahrnehmbar ist. Dafür ist auch in diesem Film Philip Glass’ Musik wunderbar.